Das Regionalforum für soziale Sicherheit für Afrika (RSSF Africa) in Abidjan, Côte d’Ivoire, war mit über 500 angemeldeten Teilnehmenden das bisher bestbesuchte Regionalforum der Region. Auf dem Forum wurden wichtige Gespräche geführt, und die Institutionen präsentierten gute Praxis und Innovationen. Dieser Wissensaustausch wird dazu beitragen, die soziale Sicherheit auf dem Kontinent auszuweiten und weiter zu stärken.
Die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) konnte nach dem aufgrund der Pandemie virtuell abgehaltenen Forum von 2021 ihre afrikanischen Mitglieder vom 17. bis 19. Mai 2023 erstmals wieder im Präsenzformat zu einem Regionalforum versammeln. Dies wurde sehr begrüßt, wie die Zahl von mehr als 500 angemeldeten Teilnehmenden von 128 Mitgliedsinstitutionen aus 51 Ländern zeigt. Außerdem waren zahlreiche Vertreter des Gastgeberlandes an der Eröffnungsfeier anwesend, auf der Adama Kamara, Minister für Beschäftigung und Sozialschutz, Robert Beugré Mambé, Ministerpräsident des Autonomen Distrikts Abidjan, und Denis Charles Kouassi, Generaldirektor der IPS Landeskasse für Sozialversicherung (IPS Caisse nationale de prévoyance sociale – IPS CNPS), ihr Wort an die IVSS-Mitglieder richteten.

In seiner Eröffnungsansprache erklärte der IVSS-Präsident Dr. Mohammed Azman: „Die soziale Sicherheit trägt entscheidend zu besseren Lebenswegen, inklusiven Gesellschaften und produktiven Volkswirtschaften in Afrika bei.“ Er betonte, wie wichtig es sei, die Deckung der sozialen Sicherheit auszuweiten, wirksame und effiziente Institutionen aufzubauen und ihre Resilienz zu stärken sowie den internationalen Austausch und Lernerfahrungen zu nutzen. Dabei verwies er auf die entsprechenden Angebote des RSSF Africa.
IVSS-Generalsekretär Marcelo Abi-Ramia Caetano stellte den frisch erschienenen wegweisenden Bericht Social security developments and trends – Africa 2023 (Entwicklungen und Trends der sozialen Sicherheit – Afrika 2023) vor, der als Grundlage für die Gespräche des Forums dienen sollte. In diesem Bericht wird unter anderem beschrieben, welch große Fortschritte bei der Deckungsausweitung der sozialen Sicherheit auf dem Kontinent erzielt wurden und was dennoch weiter getan werden muss. Auf dem Regionalforum wurde dieses Thema aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet, und dabei ging es vor allem um praktische, administrative und politische Aspekte.
Hochrangige Gespräche auf dem Gipfel

Auf dem Regionalgipfel der sozialen Sicherheit, einem der Höhepunkte des Forums, standen ausgehend von den Zielen für nachhaltige Entwicklung 2030 der Vereinten Nationen die angepassten Strategien für das Erreichen eines Universellen Sozialschutzes im Mittelpunkt. Am Gipfel nahmen Regierungsvertreter aus Ägypten, Côte d’Ivoire, Guinea, Südafrika, dem Südsudan und Uganda sowie hochrangige Repräsentanten der Afrikanischen Union (AU) und der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) teil.
Die AU-Kommissarin für Gesundheit, humanitäre Angelegenheiten und soziale Entwicklung, Minata Samaté Cessouma, nutzte die Gelegenheit des Gipfels und weihte das Afrikanische Forum für Koordination und Kooperation von Institutionen der sozialen Sicherheit (African Social Security Institutions Coordination and Cooperation Forum – ASSCCF) ein. Peter Van Rooij, der stellvertretende Direktor des Regionalbüros der IAO, stellte anschließend die Strategie der IAO vor, mit der bis 2030 in Afrika eine Sozialversicherungsdeckung von 40 Prozent erreicht werden soll.
Gute Praxis, Innovationen und Exzellenz
Die 137 Beiträge zum Wettbewerb um den IVSS-Preis für gute Praxis für Afrika waren eine reiche Fundgrube an Beispielen guter Praxis, und diese wurden in den verschiedenen fachlichen Parallelsitzungen des Regionalforums vorgestellt und diskutiert. Dabei ging es um Themen wie die Modernisierung der Verwaltung der sozialen Sicherheit, das Erreichen einer universellen Krankenversicherungsdeckung, die Verbesserung der Dienstleistungsqualität, die Bekämpfung von Fehlern und Betrug, die Nutzung des technologischen Wandels, die Eindämmung des Klimawandels und der Auswirkungen von Krisen und Extremereignissen, die Förderung von Beitragspflicht und Beitragseinzug und natürlich die Ausweitung der Deckung der sozialen Sicherheit.

Der Preis für gute Praxis ging an das südafrikanische Ministerium für Sozialentwicklung (Department of Social Development) für sein Kindergeld (Child Support Grant), das einen Beitrag zur schrittweisen Ausweitung der Deckung der sozialen Sicherheit auf benachteiligte Kinder und damit zur Verringerung der Kinderarmut und insbesondere der Ernährungsarmut leistet. Außerdem erhielt Algeriens Landeskasse für Sozialversicherung der Arbeitnehmer (Caisse nationale des assurances sociales des travailleurs salariés – CNAS) die erstmals vergebene Besondere Auszeichnung für Innovation für die vollständige Digitalisierung ihrer Krankenakten, was die Dienstleistungsqualität und die Qualität der statistischen Daten für weitere Untersuchungen verbessern wird.
Im Fachprogramm mit seinen zwölf Parallelsitzungen wurden diese zwei gefeierten Beispiele sowie zahlreiche weitere Beispiele guter Praxis von IVSS-Mitgliedsinstitutionen vorgestellt. Zudem bot sich in den Plenarsitzungen die Gelegenheit, über Entwicklungen und Innovationen im Bereich Management, über die Rolle beitragsabhängiger Systeme sowie über die wichtigsten Bestandteile wirksamer und effizienter Ansätze zur Verbesserung von Risikomanagement, Resilienz und Krisenreaktionen zu diskutieren.
Auf dem Regionalforum wurden auch insgesamt acht Anerkennungsbescheinigungen an fünf Institutionen der sozialen Sicherheit aus Côte d'Ivoire, Kamerun, Marokko und Sambia vergeben. Dies geschah im Rahmen des Anerkennungsprogramms, das Institutionen die Möglichkeit bietet, ihre erfolgreiche Umsetzung von Leitlinien der IVSS bescheinigen zu lassen. Das Interesse für das Programm ist immer mehr gewachsen, da diese Anerkennung als einzige internationale Bestätigung im Bereich der Verwaltung der sozialen Sicherheit gilt. Auf dem Weltforum für soziale Sicherheit im Oktober 2022 in Marrakesch, Marokko, erhielten 10 Institutionen Anerkennungsbescheinigungen.
2023 und Ausblick auf 2026
Das Regionalforum für soziale Sicherheit für Afrika fand unter der Schirmherrschaft des Ministeriums für Beschäftigung und Sozialschutz von Côte d'Ivoire statt und wurde von der IPS Landeskasse für Sozialversicherung (IPS Caisse nationale de prévoyance sociale – IPS CNPS) gemeinsam mit der Institution für soziale Vorsorge - Allgemeine Altersrentenkasse der Staatsangestellten (Institut de prévoyance sociale - Caisse générale de retraite des agents de l’État − IPS CGRAE) ausgerichtet.
Die IVSS wird die Gespräche über die auf dem Forum erörterten Themen ausgehend von den Beispielen guter Praxis und vom gesammelten Wissen der Mitglieder aus Afrika und anderswo weiterführen und sie mit den für das Triennium 2023–2025 festgelegten Prioritäten in Beziehung setzen. Auf der Abschlusssitzung in Abidjan wurde auch das Angebot des südafrikanischen Ministeriums für Sozialentwicklung bekanntgegeben, das nächste Regionalforum für soziale Sicherheit für Afrika 2026 auszurichten.