Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit: COVID-19 beschleunigt Neuerungen beim Arbeitsschutz

Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz

Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit: COVID-19 beschleunigt Neuerungen beim Arbeitsschutz

Auf einer virtuellen Sondertagung zum Weltkongress wurde deutlich, dass die COVID-19-Pandemie das Thema Arbeitsschutz in den Mittelpunkt der Debatte gerückt und Innovationen in diesem Bereich beschleunigt hat. Der Weltkongress wird gemeinsam von der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) und der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) ausgerichtet. Gastgeber ist das Kanadische Institut für Arbeit und Gesundheit (Canadian Institute for Work & Health) und das Kanadische Zentrum für Arbeitsschutz (Canadian Centre for Occupational Health and Safety).

Aufgrund der weltweiten Coronapandemie wurde der eigentliche XXII. Weltkongress für Gesundheit und Sicherheit bei der Arbeit in Toronto, Kanada, auf den 19.–22. September 2021 verschoben. Eine virtuelle Sondertagung am 5. und 6. Oktober bot jedoch schon jetzt Gelegenheit, über die Auswirkungen von COVID-19 auf die Arbeitswelt und den Arbeitsschutz nachzudenken und zu überlegen, wie eine starke Präventionskultur aufgebaut werden kann.

Jetzt handeln und die Zukunft vorbereiten

In ihrer Eröffnungsrede betonte Filomena Tassi, die kanadische Ministerin für Arbeit, die zentrale Rolle des Arbeitsschutzes in der heutigen Zeit. Nur so könne die Erholung der Wirtschaft gut vorbereitet in Angriff genommen werden, wenn die Pandemie erst einmal überwunden sei. Der Präsident der IVSS, Prof. Joachim Breuer, hielt fest, dass „COVID-19 das Thema Arbeitsschutz an die oberste Stelle der politischen Agenda gerückt hat“. IAO-Generaldirektor Guy Ryder erklärte seinerseits, ein gemeinsames Vorgehen von Arbeitnehmern, Betrieben und Arbeitsumgebungen sei unabdingbar, um die Herausforderung wirksam anzugehen.

Prof. Joachim Breuer hob überdies hervor, dass die nationalen Regierungen sich stark auf die soziale Sicherheit abstützten, um die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise abzufedern. Die COVID-19-Beobachtungsstelle der IVSS hat Maßnahmen der sozialen Sicherheit aus über 200 Ländern zusammengetragen und analysiert, wie Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz während der Pandemie Leben retten kann. Ein weiterer bedeutsamer Aspekt, mit dem sich die IVSS befasst hat, ist, wie die einzelnen Länder mit COVID-19 als Berufskrankheit umgehen. Die Pandemie hat alle einschlägigen Akteure gezwungen, ihren Arbeitsschutzansatz und ihren Umgang mit berufsbedingten Krankheiten zu überdenken.

Im Rahmen des Weltkongresses organisierte die IVSS am 6. Oktober zudem das Globale Forum für Arbeitsunfallversicherung, als dessen Gastgeber die Sozialversicherungskasse der Russischen Föderation fungierte. In seiner einleitenden Ansprache betonte IVSS-Generalsekretär Marcelo Abi-Ramia Caetano: „COVID-19 hat die Gesellschaft zu neuen Arbeitsmustern wie etwa Homeoffice, zu neuen Lebensweisen und zu Social Distancing gezwungen.“ Der russische Staatssekretär und Stellvertretende Minister für Arbeit und Sozialschutz, Andrey Pudov, sprach über die Notwendigkeit zeitnaher Maßnahmen, um diese neue Realität zu bewältigen. Stefan Hussy von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung und Vorsitzender des IVSS-Fachausschusses für die Versicherung gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten erklärte, es sei unabdingbar, die Arbeitswelt weiterzudenken, neu zu gestalten und gemeinsam ein Ökosystem von sicheren und gesunden Arbeitsplätzen zu entwickeln. „Unsere Volkswirtschaften verändern sich, wir müssen uns ebenfalls verändern, aber wir sind nicht gezwungen, dies alleine zu bewältigen“, erklärte er.

Vision Zero und der Aufbau einer Präventionskultur

Zwei weitere Sitzungen, die von der IVSS während der virtuellen Sondertagung des Weltkongresses organisiert wurden, beschäftigten sich mit dem Aufbau von Schulungskapazitäten und Sensibilisierung im Bereich Prävention. Am Montag, 5. Oktober, wurde ein neues Programm zur Akkreditierung für Vision Zero-Schulungsleiter eingeführt, in Zusammenarbeit mit der Anstalt für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (Institution of Occupational Safety and Health – IOSH). Dies ist ein wesentlicher Fortschritt hin zum Aufbau fundierter Schulungskapazitäten gestützt auf die 7 Goldenen Regeln der Vision Zero-Kampagne. Nahezu 1 300 Arbeitsschutzexperten haben die Vision Zero-Kampagne für Sicherheit, Gesundheit und Wohlbefinden bei der Arbeit bereits unterzeichnet und damit ihre Unterstützung bekundet. Die neuen Kurse für die Ausbildung von Schulungsleitern werden diesen die Gelegenheit geben, eine Akkreditierung durch die IOSH zu erwerben. „Der Zeitpunkt ist für alle Arbeitsschutz-Experten gekommen, um die Dynamik von Vision Zero nutzen“, erklärte der Vorsitzende des IOSH-Vorstands, Bill Gunnyeon. Ein weiterer Höhepunkt der Sitzung war die Präsentation der neuen Proaktiven Steuerindikatoren von Vision Zero durch Helmut Ehnes, Vorsitzender des Vision Zero-Lenkungsausschusses der IVSS.

Die Ankündigung der engeren Auswahl für das Internationale Medienfestival für Prävention (IMFP), die ebenfalls am 6. Oktober stattfand, bot Gelegenheit, die 50 besten Beiträge aus dem Wettbewerb vorzustellen. Unter der Leitung von Martina Hesse-Spötter, der Vorsitzenden des Besonderen Ausschusses für Prävention der IVSS, wurden hervorragende Multimedia-Beiträge aus der ganzen Welt vorgestellt, in einer reibungslosen Sitzung, die selbst einen Preis verdient hätte. Mehrere dieser Beiträge standen im Zusammenhang mit der Vision Zero-Kampagne. Das IMFP ist Bestandteil des Weltkongresses und will aufzeigen, dass erfolgreiche Präventionsarbeit durch außergewöhnliche und kreative Multimedia-Initiativen vorangetrieben werden kann. Die Gewinnerin oder der Gewinner wird im September nächsten Jahres auf dem XXII. Weltkongress für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Toronto, Kanada, gekürt werden.