Die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) hat ihren Jahresbericht 2020/21 veröffentlicht. Der Bericht befasst sich naturgemäß damit, wie die Institutionen der sozialen Sicherheit auf die Corona-Krise reagiert haben und wie die IVSS ihre Mitglieder auf der ganzen Welt bei diesen Anstrengungen unterstützte.
Der IVSS-Jahresbericht mit dem Titel Unterstützung unserer Mitglieder während der Pandemie beleuchtet die Rolle der sozialen Sicherheit bei der Bewältigung der Krise. Im COVID-19-Monitor der IVSS sind mittlerweile über 1 600 Maßnahmen der sozialen Sicherheit aus 206 Ländern und Territorien zusammengefasst.
„Mich beeindruckt, wie die Institutionen der sozialen Sicherheit diese Herausforderung gemeistert haben. Der Druck und die Erwartungen waren enorm und zugleich unerwartet. Dennoch waren die Institutionen der sozialen Sicherheit den Anforderungen gewachsen, oft über ihr ursprüngliches Mandat hinaus“, erklärt IVSS-Präsident Prof. Dr. Joachim Breuer in seiner Mitteilung an die IVSS-Mitglieder im Bericht.
So wurden Maßnahmen im Gesundheitswesen und Krankenversicherungsleistungen, Maßnahmen zum Arbeitslosenschutz und zum Erhalt von Arbeitsplätzen, Notfallhilfen für gefährdete Gruppen, Familienleistungen, Beitragspflichten und Hilfen für Menschen mit Berufskrankheiten und zur Prävention breit eingesetzt. Die konkreten Reaktionen der einzelnen Staaten fielen zwar je nach Bedarf, verfügbaren Ressourcen und institutionellen Kapazitäten unterschiedlich aus, aber die soziale Sicherheit spielte bei der Abfederung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Krise fast überall eine zentrale Rolle.
Unterstützung der Mitglieder der IVSS
Die IVSS verwendete alle ihre Anstrengungen darauf, ihre 318 Mitgliedsinstitutionen aus 159 Ländern durch die Sammlung von Daten, die Veröffentlichung von Analysen und den Austausch von Wissen während der Pandemie zu unterstützen. Im vergangenen Jahr bot die IVSS fast wöchentlich ein oder mehrere Webinare an. Referenten von Institutionen der sozialen Sicherheit aller Größen, aller Branchen und aus allen Ecken der Welt teilten ihre Erfahrungen mit internationalen Kollegen. Auch Experten anderer internationaler Organisationen und Spezialisten der sozialen Sicherheit trugen zum Erfolg der Webinare bei.
Ausgehend von den Webinaren, dem COVID-19-Monitor und den über 200 Beiträgen der regionalen Wettbewerbe um den IVSS-Preis für gute Praxis für Afrika und für Amerika publizierte die IVSS zudem wöchentliche Analysen. Diese Online-Artikel liefern einzigartige Erkenntnisse zu Trends und konkreten Reaktionen von Institutionen der sozialen Sicherheit auf die Corona-Krise, aber auch zu allgemeinen sozioökonomischen und arbeitsmarktbezogenen Entwicklungen.
„Die Corona-Pandemie stand zwar im Mittelpunkt unserer Tätigkeiten, aber wir konnten nach und nach auch Brücken zu anderen wichtigen Themen schlagen, die in den Prioritäten der IVSS für das Triennium 2020–2022 enthalten sind“, erklärt IVSS-Generalsekretär Marcelo Abi-Ramia Caetano in einem Interview im Jahresbericht.
Digitaler Wandel und Gesundheitsversorgung
Der Jahresbericht wendet sich insbesondere zwei allgemeinen Trends zu: Die Corona-Pandemie beschleunigte einige Entwicklungen, insbesondere die digitale Transformation in der sozialen Sicherheit und die steigende Nachfrage nach einer erschwinglichen und hochqualitativen Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege.
Die Digitalisierung ist für die Institutionen der sozialen Sicherheit zwar nicht neu, aber die Corona-Pandemie hat die Umstellung doch stark beschleunigt. Aufgrund der Lockdowns, Abstandsregeln und Homeoffice-Anordnungen mussten neue digitale Lösungen gefunden und bestehende fast über Nacht erweitert werden. Die Institutionen der sozialen Sicherheit waren dank digitaler Lösungen in der Lage, ihre Geschäftskontinuität aufrechtzuerhalten, ihre Nutzer zu erreichen und mit Dienstleistungen zu versorgen sowie Nothilfemaßnahmen der sozialen Sicherheit einzuleiten. Institutionen der sozialen Sicherheit messen Gesundheitsversorgung und Langzeitpflege seit einiger Zeit eine hohe Priorität bei. Ein Grund dafür ist, dass die Bevölkerung in vielen Teilen der Welt im Durchschnitt älter geworden ist. Während der Pandemie standen die Resilienz des Gesundheitswesens und der Einsatz elektronischer Gesundheitslösungen deshalb vielfach im Fokus. Im Jahresbericht wird auch die neue IVSS-Arbeitsgruppe für Rehabilitation vorgestellt, denn die Rehabilitation ist nicht zuletzt auch durch die Corona-Krise ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt.
Internationale Perspektiven und Maßnahmen
Die Pandemie hat klar gezeigt, dass sich ohne globale Zusammenarbeit kaum Lösungen finden lassen. Der Bericht beschreibt, wie die IVSS ihre Kooperation mit verschiedenen internationalen Organisationen und Plattformen ausgebaut hat, um sicherzustellen, dass die soziale Sicherheit und die Standpunkte der Institutionen der sozialen Sicherheit an wichtigen internationalen Foren angemessenes Gehör finden.
Die Zusammenarbeit der IVSS mit der G20 ist dabei von besonderer Bedeutung, nachdem die Vereinigung einen Beitrag zu den neuen G20-Politikgrundsätzen zum Sozialschutz geleistet hat, in denen unter anderem betont wird, wie wichtig es ist, die institutionellen Kapazitäten im Sozialschutz auszubauen. Die IVSS setzte auch ihre enge Zusammenarbeit mit der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) fort und stärkte ihre Beziehungen mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO), um nur einige zu nennen.