Die seit 1948 veröffentlichte International Social Security Review ist die bedeutendste internationale Vierteljahreszeitschrift der Welt auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit.
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Zivilgesellschaft und sozialer Basisschutz
Autoren:
Wouter van Ginneken
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 3-4
Die Zivilgesellschaft unterstützt voll und ganz das Konzept sozialer Basisschutzniveaus und insbesondere die Annahme der IAO‐Empfehlung (Nr. 202) betreffend den innerstaatlichen sozialen Basisschutz, 2012. Die Verwirklichung sozialer Basisschutzniveaus wird einen großen Schritt nach vorne bei der Verringerung von Armut und Ungleichheit bedeuten und weltweit zur Stärkung der Rechte von Menschen beitragen. Die zivilgesellschaftliche Bewegung ist überzeugt, dass der auf Rechten basierende Ansatz der wirksamste Weg ist zur Ausarbeitung und Verwirklichung sozialer Basisschutzniveaus, die zu mehr Autonomie verhelfen und nachhaltig sind. Bei den menschenrechtlichen Sozialschutzgarantien widmet sie ihre Aufmerksamkeit vier konkreten Punkten: i) der Achtung der Rechte und der Würde von Menschen mit Ansprüchen auf soziale Sicherheit; ii) der umfassenden Beteiligung der Zivilgesellschaft; iii) der allgemeinen Deckung auf der lokalen, nationalen und internationalen Ebene; iv) der besonderen Berücksichtigung schutzbedürftiger Gruppen. Im Anschluss an die 101. Internationale Arbeitskonferenz im Jahr 2012 gründeten 59 Organisationen der Zivilgesellschaft die „Koalition für einen sozialen Basisschutz“, deren zwei Hauptaufgaben folgende sind: die allgemeine Verwirklichung sozialer Basisschutzniveaus auf der lokalen und nationalen Ebene zu überwachen und dazu beizutragen; und das Konzept des sozialen Basisschutzes in der globalen Politikgestaltung zu fördern, beispielsweise in Diskussionen über die Entwicklungsagenda für die Zeit nach 2015.
Themen:
Sozialer Basisschutz
Stichworte:
Sozialschutz
Empfehlung
Interessengruppe
öffentliche Meinung
Regionen:
International
Sozialer Basisschutz und globale Sozial‐Governance: Hin zu politischer Synergie und Zusammenarbeit unter internationalen Organisationen
Autoren:
Bob Deacon
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 3-4
Dieser Artikel befasst sich mit dem Einfluss der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) auf andere internationale Organisationen und Agenturen, der zu deren Unterstützung für das Konzept des sozialen Basisschutzes (Social Protection Floor – SPF) geführt hat. 2012 wurde das Konzept von den Vereinten Nationen in Form der SPF‐Initiative des Koordinierungsrats (UN Chief Executives Board – CEB) gutgeheißen, von der Weltbank in ihrer neuen Sozialschutz‐ und Arbeitsstrategie und vom G20‐Gipfel in Cannes. Außerdem hatte sich der IWF bereit erklärt, mit der IAO zusammenzuarbeiten, um die Optionen für die Schaffung von Haushaltsraum in Ländern zur Finanzierung von SPF auszuloten. Die Sonderberichterstatter des Menschenrechtsrats (UN Human Rights Council) hatten 2012 ebenfalls die Errichtung eines globalen Fonds für Sozialschutz gefordert, um ärmeren Ländern die Entwicklung eines Mindestniveaus zu ermöglichen. 2012 wurde eine neue Koordinierungsstelle, der Rat für interinstitutionelle Zusammenarbeit im Bereich des sozialen Schutzes (Social Protection Inter‐Agency Cooperation Board – SPIAC‐B), ins Leben gerufen, um die Zusammenarbeit unter den Organisationen zu erleichtern. Der vorliegende Artikel beschreibt und erklärt, wie diese Entwicklungen zustande kamen. Er fragt, ob die Realität vermehrter globaler sozialer Governance‐Zusammenarbeit im Bereich des Sozialschutzes so wirksam ist, wie sie scheint, oder ob es neue Widersprüche, Überschneidungen und rivalisierende Aufträge und politische Uneinigkeit auf globaler Ebene gibt.
Themen:
Sozialer Basisschutz
Stichworte:
Sozialschutz
Empfehlung
Governance
international organization
IAO
Regionen:
International
Die Empfehlung für einen nationalen sozialen Basisschutz: Kann ein sechsseitiges Dokument den Kurs der Sozialgeschichte ändern?
Autoren:
Michael Cichon
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 3-4
Im Juni 2012 machte die globale Gemeinschaft einen wichtigen Schritt hin zur festen Verankerung des Sozialschutzes als Teil nationaler und globaler Entwicklungsstrategien. Die Internationale Arbeitskonferenz verabschiedete 2012 einstimmig die Empfehlung über nationalen sozialen Basisschutz (Nr. 202), die dem Menschenrecht auf soziale Sicherheit einen konkreten Inhalt gibt. Dieser Artikel betrachtet die Empfehlung im Licht der historischen und politischen Entwicklung von Standards, beschreibt das Auftauchen des Konzepts eines sozialen Basisschutzes und analysiert den Inhalt der neuen Empfehlung sowie einige ihrer politischen Knackpunkte. Sodann wird untersucht, ob dieses neue Instrument das Potenzial hat, die soziale Realität in den 185 Mitgliedsstaaten der IAO zu verändern. Der Artikel kommt zum Schluss, dass die Verabschiedung der Empfehlung eine noch nie dagewesene Demonstration guten Willens und eines weitreichenden globalen Konsenses im Bereich der Sozialpolitik darstellt. Wenn jedoch Raum für einen Wandel der nationalen Sozialpolitiken geschaffen werden soll, dann muss diese Kampagne für ein Mindestmaß an sozialer Sicherheit für alle fortgeführt werden, und sie muss auf der internationalen Agenda gehalten werden. Am Ende des Artikels werden Strategien aufgezählt, die von der globalen Koalition hinter dieser Kampagne verfolgt werden müssen, wenn die soziale Sicherheit ein unabdingbares Ziel nationaler und internationaler Entwicklungsstrategien bleiben oder werden soll.
Themen:
Sozialer Basisschutz
Stichworte:
Planung der sozialen Sicherheit
Sozialschutz
Empfehlung
IAO
Regionen:
International
Einleitung: Die Rolle eines staatlichen sozialen Basisschutzes bei der Ausweitung der sozialen Sicherheit auf alle
Autoren:
Krzysztof Hagemejer
Roddy McKinnon
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 3-4
Im Juni 2011 verabschiedete die Internationale Arbeitskonferenz (IAK) eine Resolution sowie Schlussfolgerungen, um die neue Strategie der Organisation zur sozialen Sicherheit auf den Weg zu bringen. Es geht darum, die Mitglieder beim Aufbau und der Erhaltung umfassender Systeme der sozialen Sicherheit auf der Basis eines zweidimensionalen Ansatzes zu unterstützen: (1) („horizontale“ Dimension) Schnellstmögliche Einführung – und diesem Punkt wird Priorität zugewiesen – eines national definierten Pakets von Garantien der sozialen Sicherheit, die eine Grundsicherung für alle bereitstellen, welche einen solchen Schutz benötigen; (2) („vertikale“ Dimension) möglichst rasche Ausweitung der Reichweite und des Niveaus der Systeme der sozialen Sicherheit gemä ß der Konvention Nr. 102 (1952) und anderer bestehender Normen für soziale Sicherheit auf so viele Menschen wie möglich. Im Juni 2012 ergänzte die IAK diese Strategie durch eine neue internationale Arbeitsnorm, die Empfehlung Nr. 202 betreffend den staatlichen sozialen Basisschutz. Die Empfehlung gilt als Durchbruch in der globalen Sozialpolitik. Die Einführung eines staatlichen sozialen Basisschutzes könnte bestehende Deckungslücken schließen und den Ländern helfen, effektiv gegen Armut und soziale Gefährdung vorzugehen. Diese Sonder‐Doppelausgabe analysiert den Prozess, der in der Verabschiedung der Empfehlung seinen Höhepunkt erreichte, und befasst sich mit praktischen haushaltspolitischen, rechtlichen, politischen und institutionellen Herausforderungen, die angegangen werden müssen, damit die Ziele der Empfehlung erfolgreich umgesetzt werden können.
Themen:
Sozialer Basisschutz
Stichworte:
Empfehlung
Deckungslücken
Planung der sozialen Sicherheit
Sozialschutz
IAO
IVSS
Regionen:
International
Ruhestands‐ und Gesundheitsleistungen für aus den Vereinigten Staaten zurückkehrende mexikanische Arbeitsmigranten
Autoren:
Emma Aguila
Julie Zissimopoulos
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 2
Angesichts einer fehlenden bilateralen Vereinbarung über die Übertragbarkeit und Summierung von Beiträgen der sozialen Sicherheit zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko widmet sich diese Untersuchung den Fragen zum Zugang zurückkehrender älterer mexikanischer Migranten zu Renten‐ und Krankenversicherungsleistungen sowie ihres Beschäftigungsstatus. Wir kommen zum Ergebnis, dass zurückgekehrte Migranten, die sich weniger als ein Jahr in den Vereinigten Staaten aufhielten, ähnliche Leistungen der sozialen Sicherheit erhalten wie Nichtmigranten. Bei zurückgekehrten Migranten, die mindestens ein Jahr in den Vereinigten Staaten verbrachten, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie über eine staatliche Krankenversicherung verfügen oder Leistungen der sozialen Sicherheit beziehen. Sie könnten daher im Alter in höherem Maß armutsgefährdet sein. Vor diesem Hintergrund würde die Ausarbeitung einer bilateralen Übereinkunft im Bereich der sozialen Sicherheit zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko helfen, die soziale Sicherheit zurückkehrender Migranten zu verbessern.
Themen:
Gesundheit
Altersrenten
Migration
Stichworte:
Wanderarbeitnehmer
Altersruhegeld
Krankenversicherung
Länder:
Mexiko
Vereinigte Staaten von Amerika
Ausweitung der Deckung von Renten‐ und Sparplänen auf den informellen Sektor: Der Mbao Pension Plan in Kenia
Autoren:
Rose Musonye Kwena
John A. Turner
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 2
Der Mbao Pension Plan ist ein freiwilliger Sparplan mit individuellen Konten, an dem alle Arbeitnehmer in Kenia ungeachtet ihres Einkommens oder ihres Alters teilnehmen können. Ziel des Mbao Vorsorgeplans ist es, ein für die spezifischen Eigenschaften des informellen Sektors geeignetes Programm zur Verfügung zu stellen sowie eine Sparkultur bei diesen Arbeitnehmern zu fördern. Die wichtigste Neuerung besteht darin, dass Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen ihre Beiträge auf einfache und relativ kostengünstige Art und Weise leisten können, da diese gering sind und der Saldo tief ist. Mithilfe ihres Mobiltelefons können die Beitragsleistenden ihre Beiträge jederzeit und von jedem beliebigen Ort aus einzahlen. Diese Neuerung wurde dank technischer Innovationen möglich gemacht, welche die Kosten von Mobiltelefonen und Nutzungsgebühren massiv verbilligt haben, sowie durch die innovativen mobilen Geldtransaktionen. Der Sparplan wird von Unternehmen des privaten Sektors angeboten.
Themen:
Altersrenten
Deckungsausweitung
Stichworte:
Rentensystem
Sozialschutz
Deckungslücken
Sparen
Informeller Sektor
Telekommunikation
Regionen:
Afrika
Länder:
Kenia
Leistungsabhängigkeit: Die Vor‐ und Nachteile der Verwendung von Fallzahlen für nationale und internationale Vergleiche
Autoren:
Johan De Deken
Jochen Clasen
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 2
In entwickelten Sozialstaaten sind Entscheidungsträger zunehmend besorgt darüber, dass zahlreiche Menschen im arbeitsfähigen Alter eine Unterstützung durch die soziale Sicherheit beantragen. In der Folge sind Strategien zur Verringerung der Zahl der „Leistungsabhängigen“ vermehrt in den Blickpunkt gerückt. Diese Strategien sind allerdings empirisch nicht sehr zuverlässig hergeleitet. Nur selten werden nationale Falldaten systematisch gesammelt, die Programme der sozialen Sicherheit überschneiden sich oft und die administrativen Kategorien verändern sich über die Zeit. Eine weitere Schwierigkeit für länderübergreifende Vergleiche entsteht durch die international uneinheitliche Kategorisierung der Transferprogramme. Dieser Artikel beschreibt und diskutiert zunächst einige dieser Probleme und zeigt Wege auf, wie sie angegangen werden können. Sodann wird anhand administrativer Antragstellerdaten aus sechs europäischen Ländern aufgezeigt, welche Trends über die Zeit und in den verschiedenen Ländern bestehen. Vorrangig soll ermittelt werden, wie groß das wissenschaftliche Potenzial ist für die Nutzung von Leistungsempfängerzahlen als Indikator für den Wandel des Sozialstaats über die Zeit und über die Länder hinweg.
Themen:
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Sozialpolitik
Planung der sozialen Sicherheit
Leistungsverwaltung
Leistungsempfänger
Langzeitanalyse
Vergleich
Regionen:
International
Versicherungsmathematische Bilanzen für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Rentensystemen der sozialen Sicherheit
Autoren:
Jean‐Claude Ménard
Assia Billig
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 2
Die Auswahl einer geeigneten Methode zur Erstellung der Bilanz von Rentensystemen der sozialen Sicherheit hängt im Wesentlichen vom Finanzierungsverfahren eines jeweiligen Systems ab. In diesem Artikel wird am Beispiel des Canada Pension Plan dargelegt, dass die Methode, die für die Beurteilung der finanziellen Nachhaltigkeit von umlagebasierten Systemen oder teilweise kapitalgedeckten Systemen mithilfe einer versicherungsmathematischen Bilanz ausgewählt wird, zukünftige Beitragszahlungen aktueller und zukünftiger Teilnehmer berücksichtigen sollte. Es werden Bilanzen untersucht, die anhand eines Ansatzes mit offenen Gruppen erstellt werden, sowie in den USA und in Schweden verwendete Methoden.
Themen:
Altersrenten
Versicherungsmathematisches
Stichworte:
System der sozialen Sicherheit
Rentensystem
Finanzierungsmethode
versicherungsmathematische Bewertung
Länder:
Kanada
Schweden
Vereinigte Staaten von Amerika
Rentensysteme und ihre Reformen auf der ganzen Welt: Ursachen, Trends und Herausforderungen
Autoren:
Robert Holzmann
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 2
Die Rentensysteme und ihre Reformen befinden sich aufgrund sich verschiebender Schwerpunkte, verändertem Reformbedarf und sich wandelnder Umfeldfaktoren auf der ganzen Welt in stetigem Wandel. Diese Veränderungen widerspiegeln einerseits objektive Ereignisse und andererseits Veränderungen der Überzeugungen und Wahrnehmungen. Aufgrund der anhaltenden globalen Finanzkrise und der Anpassung an eine noch ungewisse „neue Normalität“ werden sich die Rentensysteme der Zukunft von denen der Vergangenheit unterscheiden. In diesem Artikel unterbreiten wir: i) eine Zusammenfassung der wichtigsten aktuellen Veränderungen, die zu Reformen führen, ii) eine Übersicht über die wesentlichen Reformtrends bei den unterschiedlichen Rentensäulen in den letzten zwei Jahrzehnten und iii) einen Überblick über die wichtigsten Aspekte, auf die sich die Verantwortlichen bei Rentenreformen konzentrieren müssen, um ihre Ziele zu erreichen.
Themen:
Altersrenten
Stichworte:
Rentensystem
Reform der sozialen Sicherheit
Planung der sozialen Sicherheit
demografischer Aspekt
Altersrisiko
Wirtschaftsbedingungen
Regionen:
International
Alternative Pflegeoptionen und neue Wege zur Unterstützung von Waisenkindern: Der Fall Mosambik im Kontext der SADC
Autoren:
Tomoko Shibuya
Viviene Taylor
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 1
Der Artikel beschreibt die Situation von Waisenkindern im südlichen Afrika unter Einbeziehung quantitativer und qualitativer Feldstudien und analysiert die Pflegeoptionen und die Sozialschutzpolitik für Waisenkinder in Mosambik mit einem besonderen Blick auf Kinder in Waisenheimen. Die Forschung versucht, neue Erkenntnisse und ein besseres Verständnis der Erfahrungen von betreuten Kindern und des ihnen angebotenen Sozialschutzes zu gewinnen, und ihre Ergebnisse zeigen, dass Waisenkinder in informellen Pflegeumgebungen mit grö ßerer Wahrscheinlichkeit Opfer von Vernachlässigung, Misshandlung und Missbrauch werden als Waisenkinder, die in nicht staatlichen Pflegeeinrichtungen leben. Die Untersuchung macht vor allem deutlich, dass diejenigen Familien, die Kinder zur Pflege aufnehmen möchten, sorgfältiger ausgewählt werden müssen. Die Empfehlungen richten sich unter anderem auf den Aufbau der Kapazitäten sowie institutionelle Reformen der Sozialschutzpolitik für Waisenkinder im Rahmen einer allgemeinen sozialen Grundsicherung. Besonderes Gewicht wird auf die Auswahl und Begleitung der Organisationen gelegt, die Waisenkinder zur Pflege aufnehmen.
Themen:
Hinterbliebene(r)
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Kinder
Kinderfürsorge
Hinterbliebenenrisiko
Sozialschutz
Sozialpolitik
Regionen:
Südliches Afrika
Länder:
Mosambik
Alterssicherung der Frauen im spanischen Rentensystem
Autoren:
Concha Salvador Cifre
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 1
Das Beispiel Spaniens bestätigt die verbreitete Meinung, dass beitragsabhängige Vorsorgepläne die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern fortsetzen, was auf die Arbeitsmarktstrukturen und die Teilung der familiären Pflichten zurückzuführen ist. Generell haben Hausfrauen kein Anrecht auf eigene Renten und sind von tieferen Leistungen abhängig, so zum Beispiel von Hinterbliebenenrenten (abgeleitete Ansprüche) oder von beitragsfreien Renten. Frauen, die außerhalb ihres Heims arbeitstätig sind, erwerben wiederum niedrigere Ansprüche als Männer und erhalten in der Folge auch niedrigere Alters‐ bzw. Invaliditätsrenten (persönliche Ansprüche). Wir wollen hier die Rentenzahlungen in Spanien hinsichtlich des Geschlechts untersuchen, einzelne Rentenreformen seit dem Jahr 2000 beurteilen und Vorschläge unterbreiten, wie mit konkreten Maßnahmen der Übergang von abgeleiteten hin zu persönlichen Ansprüchen gefördert werden kann. Die Vorschläge möchten zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen, die als Recht auf gleiches Wohlbefinden und finanzielle Sicherheit im Alter definiert wird.
Themen:
Altersrenten
Hinterbliebene(r)
Stichworte:
Reform der sozialen Sicherheit
Altersruhegeld
Hinterbliebenenleistungen
Gleichbehandlung
Frauen
Länder:
Spanien
Lücken im Sozialschutz bei Gesundheit und Pflege in Europa: Werden die Älteren in den Ruin getrieben?
Autoren:
Xenia Scheil‐Adlung
Jacopo Bonan
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 1
Während die Ausgaben für Gesundheit und Pflege in europäischen Ländern seit Jahren unter scharfer Beobachtung stehen, wurde den finanziellen Folgen privater Ausgaben älterer Menschen als Voraussetzung für den Zugang zu diesen Leistungen und zur Pflege wesentlich weniger Aufmerksamkeit gewidmet. Nach Auswertung repräsentativer Querschnittsdaten zur älteren Bevölkerung von elf europäischen Ländern aus dem Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) für 2004 kommen wir zu dem Ergebnis, dass Direktzahlungen von Älteren für Gesundheit und Pflege in europäischen Ländern weitverbreitet sind und beträchtliche Auswirkungen auf das verfügbare Einkommen haben: Bis zu 95 Prozent der Älteren tätigen Direktzahlungen für Gesundheit und 5 Prozent für Pflege, wodurch ihr Einkommen jeweils zwischen 5 und 10 Prozent schrumpft. 0,7 Prozent der Haushalte Älterer, die Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen, und 0,5 Prozent der Haushalte Älterer, die Langzeitpflege in Anspruch nehmen müssen, erleiden infolgedessen finanziellen Ruin. Zu den Betroffenen zählen insbesondere die Armen, Frauen und sehr alte Menschen.
Themen:
Gesundheit
Altersrenten
Stichworte:
Langzeitpflege
Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen
ältere Menschen
Armut
Regionen:
Europa
Die Achillesferse bei der Verwendung von Skaleneffekten in der Verwaltung der sozialen Sicherheit: Das Beispiel des Universal Credit im Vereinigten Königreich
Autoren:
John Seddon
Brendan O'Donovan
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 1
Dieser Artikel umfasst eine kritische Betrachtung des geplanten Verfahrens zur Bereitstellung von reformierten Sozialleistungen in der Form eines Universal Credit (UC) im Vereinigten Königreich. Es wird die Auffassung vertreten, dass der UC schon deshalb zum Scheitern verurteilt ist, weil das entsprechende Gesetz dahin gehend erweitert wurde, auch den Modus („standardmä ßig digital“) der Bereitstellung von Leistungen vorzuschreiben. Die Autoren legen dar, dass dem Verfahren ein ganzer Satz von auf den ersten Blick nicht sichtbaren, aber omnipräsenten Annahmen zu positiven Skaleneffekten in der Verwaltung zugrunde liegt, mit dem die Regierung ihr erklärtes Ziel erreichen will: nämlich, dass sich „Arbeit lohnt“. Im Anschluss wird die „Vanguard‐Methode“ von Seddon als praktisches Beispiel dafür vorgestellt, wie eine lokale Behörde für Wohnbeihilfe einen besseren Dienst anzubieten vermag. Mit dieser Methode können innert der Hälfte der offiziellen Zeit‐Zielvorgaben 50 Prozent mehr Anfragen mit weniger Ressourcen bearbeitet werden. Der Artikel schließt mit dem Aufruf, beim Entwurf von Gesetzen die realen Gegebenheiten stärker zu gewichten.
Themen:
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Verwaltung der sozialen Sicherheit
Management
kundenorientierter Ansatz
allgemeines Sozialleistungssystem
Länder:
Vereinigtes Königreich
Das Gesundheitssystem der V. R. China: Zwischen Privatisierung und öffentlicher Gesundheitsversorgung
Autoren:
Dongmei Liu
Barbara Darimont
Nummer:
Band 66 (2013), Nummer 1
In der chinesischen Gesundheitspolitik wurden in den letzten Jahren zahlreiche Reformen durchgeführt, die häufig neue Probleme verursachten, so dass ein erneuter Reformbedarf entstand. Bei den Reformen wird versucht, einen Mittelweg zwischen öffentlicher Gesundheitsversorgung und kommerzieller Privatversicherung zu finden. Damit folgt China den Ländern, die zunächst eine stärkere Privatisierung in den 1990er‐Jahren und zu Beginn des 21. Jahrhunderts durchführten und nun zu einer öffentlichen Gesundheitsversorgung tendieren. Allerdings verursachen die ständigen Reformen und Projekte eine Intransparenz des Gesundheitssystems, die kein konsistentes Bild entstehen lässt und zu Vertrauensverlusten in der Bevölkerung führt. Wie die Entwicklung in China weitergeht, ist nur zu erahnen. Es könnte sich aber ein Kompromiss zwischen steuerfinanzierter Gesundheitsversorgung und Sozialversicherung herauskristallisieren, der auch für andere Länder zukunftsweisend wäre.
Themen:
Gesundheit
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Krankenversicherung
Zugang zu Gesundheitsversorgung
Qualität der Gesundheitsversorgung
Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen
Länder:
China
Soziale Unsicherheit besser verhindern
Autoren:
Adrian Sinfield
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 4
Starke Programme der sozialen Sicherheit, die kollektive und individuelle Sicherheit fördern, können einen wichtigen Beitrag dazu leisten, soziale Unsicherheit zu verhindern: Sie fungieren als eingebaute automatische Stabilisatoren mit sozialem, politischem und wirtschaftlichem Nutzen für die Gesamtgesellschaft. Im Gegensatz dazu haben schwächere Systeme de facto eine eingebaute destabilisierende Wirkung. In vielen Ländern hat die Art und Weise, wie Systeme der sozialen Sicherheit dazu beitragen, soziale und wirtschaftliche Unsicherheit zu verhindern, an Wirkung eingebüßt. Wir untersuchen hier die Gründe für die relative Vernachlässigung des Präventionsgedankens sowie die Veränderungen, die in den Systemen der sozialen Sicherheit ganz konkret zu einer Schwächung der präventiven Elemente geführt haben. Der strukturelle Kontext, innerhalb dessen Handlungskonzepte zur sozialen Sicherheit umgesetzt werden müssen, und insbesondere die Qualität und die Quantität von Beschäftigung sowie die Interaktion mit anderen Programmen öffentlicher Stellen haben natürlich einen großen Einfluss auf ihre Fähigkeit, präventiv zu wirken. Dennoch können Systeme viel erreichen, wenn sie die Aufmerksamkeit stärker auf die Notwendigkeit richten, Unsicherheit zu verhindern. Um eine Debatte über diese Thematik anzuregen und die Rolle der Prävention ins Zentrum zu rücken, werden Vorschläge zur Stärkung des Präventivbeitrags in Programmen der sozialen Sicherheit unterbreitet.
Themen:
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Prävention
gesellschaftlicher Ausschluss
Armut
Inanspruchnahme
Planung der sozialen Sicherheit
Regionen:
International
Der Sozialschutz im Dienst einer dauerhaften Integration: Ein Muss für Europa angesichts der Krise
Autoren:
Chantal Euzéby
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 4
In der Europäischen Union stellt sich nach dem sozialen Abbau infolge der explodierenden Schulden der Mitgliedsstaaten die entscheidende Frage, wie dem drohenden gesellschaftlichen Ausschluss vorgebeugt werden kann. Mögliche Ansätze liegen im Schnittpunkt zwischen der Arbeitsmarkt‐ und Weiterbildungspolitik und den Reformen, mit denen die Sozialschutzsysteme an die neuen sozioökonomischen Gegebenheiten angepasst werden sollen (Bevölkerungsalterung, instabile Familien, verbreitete Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigungsverhältnisse, Armut trotz Arbeit, anhaltende oder zunehmende soziale Ungleichheiten). In diesem Artikel versuchen wir zu zeigen, dass die Förderung des Sozialschutzes unter dem Leitgedanken der sozialen Investition ein ausgezeichnetes Mittel ist, um lebenslange Chancengleichheit, dauerhafte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit (Gewinn an struktureller Wettbewerbsfähigkeit) und gesellschaftlichen Zusammenhalt im Interesse des allgemeinen Wohlergehens miteinander zu verbinden. Im Vordergrund steht die Förderung der allgemeinen und individuellen Menschenrechte auf Mobilität und lebenslange Weiterbildung, die zur Kompensation der Anforderungen der Arbeitsmarktflexibilität als neue soziale Grundrechte eingeführt werden könnten. Der Artikel unterstreicht auch, wie wichtig es wäre, diese Rechte innerhalb der Europäischen Union in einer erweiterten sozialen Grundsicherung zu verankern. Damit würde dem Risiko gesellschaftlichen Ausschlusses in der Union dauerhaft vorgebeugt, und die wirtschaftliche und soziale Integration, die mit der überarbeiteten Lissabon‐Strategie (2003‐2005) eingeleitet wurde, würde gefördert, und Vertrauen und Hoffnung der europäischen Bürger könnten gestärkt werden.
Themen:
Sozialpolitik und -programme
Schocks und Extremereignisse
Stichworte:
Sozialschutz
gesellschaftlicher Ausschluss
Armut
Prävention
Herausforderungen bei der Beurteilung und Entschädigung von psychischem Stress unter dem nigerianischen Employee's Compensation Act von 2010
Autoren:
Olayinka Atilola
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 4
Nigeria hat eine sehr junge Bevölkerung und die Anzahl Stellen auf dem formellen Arbeitsmarkt sind begrenzt, weshalb sich die Suche nach formeller Beschäftigung schwierig gestaltet und zu ausbeuterischen Arbeitsbedingungen führen kann. Um der prekären Situation der nigerianischen Arbeitnehmer entgegenzuwirken, trat im Dezember 2010 ein neues Gesetz, der Employee's Compensation Act (ECA), in Kraft. Eine Besonderheit des ECA ist, dass er auch Zahlungen bei Beeinträchtigungen der psychischen Gesundheit oder „psychischem Stress“ vorsieht, der im Rahmen eines Beschäftigungsverhältnisses auftritt. Im vorliegenden Artikel werden die Stärken und Schwächen der Bestimmungen des ECA untersucht, vor allem die Bedingungen für den Nachweis psychischer Schäden bei Entschädigungsansprüchen. Die allgemeineren Auswirkungen des ECA auf die Entwicklung von Entschädigungsrichtlinien bei psychischen Erkrankungen in Subsahara‐Afrika werden erörtert und Vorschläge für eine zukünftige Überarbeitung des ECA aufgeführt.
Themen:
Behinderung
Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten
Stichworte:
Risiko von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten
Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten
impairment
psychische Krankheit
Bemessung der Invalidität
Regionen:
Afrika
Länder:
Nigeria
Sozialschutz und Krankheitsprävention in Entwicklungsländern: Der gesundheitliche Nutzen von Renten‐ und Krankenversicherung
Autoren:
Peter Lloyd‐Sherlock
Nadia Minicuci
John Beard
Somnath Chatterji
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 4
In diesem Artikel beurteilen wir die Wirksamkeit von Rentenbereitstellung und Krankenversicherung für die Krankheitsprävention bei älteren Menschen in Entwicklungsländern. Wir behaupten, dass in den Sozialschutzagenden bis vor kurzem der Prävention von Gesundheitsrisiken zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet und stattdessen das Schwergewicht auf die Verringerung der Einkommensarmut durch Geldtransfers gelegt worden ist. Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, dass wenige zuverlässige Beweise vorliegen, aus denen sich ableiten ließe, dass die Bereitstellung von Rentenleistungen für ältere Menschen deren Gesundheitszustand verbessert, und dass dieses Ergebnis daher von den Entscheidungsträgern nicht als gesichert vorausgesetzt werden sollte. Wir befassen uns anschließend damit, wie die Einbeziehung älterer Menschen in Krankenversicherungssysteme deren Gesundheit beeinflusst und gehen konkret auf die Ergebnisse bei Bluthochdruck ein. Unter Bezugnahme auf die erst seit kurzem verfügbaren Daten von der Weltgesundheitsorganisation für Ghana, Mexiko und Südafrika wird gezeigt, dass sich ältere Menschen, die über eine Krankenversicherung verfügen, Gesundheitsproblemen wie Bluthochdruck mit geringfügig grösserer Wahrscheinlichkeit bewusst sind, und dass sie diese höchstwahrscheinlich unter Kontrolle haben. Dessen ungeachtet wird die überwiegende Mehrheit älterer Menschen mit Bluthochdruck — ob versichert oder nicht versichert — nicht wirksam behandelt. Es zeigt sich, dass die hauptsächlichen Hindernisse zur Behandlung vorallem mit dem Bewusstsein und Leistungsangebot zu tun haben und weniger mit den Finanzen. Folglich hängt die Fähigkeit von Renten‐ oder Krankenversicherungen, zu besseren Gesundheitsergebnissen älterer Menschen in solchen Ländern wie auch in ländlichen Gebieten beizutragen, stark von der Gesundheitserziehung, von medizinischen Untersuchungen und einem geeigneten Leistungsangebot ab. Diese Interventionen sollten als ein integraler Bestandteil von Standard‐Sozialschutzstrategien betrachtet werden und nicht in Ergänzung zu diesen. In der Praxis werden jedoch Sozialschutz und Gesundheitsförderung weiterhin als fast vollständig separate Bereiche behandelt, und müssen daher als substanzielle institutionelle Hindernisse zur Entwicklung kombinierter Interventionen angesehen werden.
Themen:
Gesundheit
Altersrenten
Stichworte:
Altersrisiko
Krankheitsrisiko und Gesundheitsförderung
Gesundheitszustand
Präventivmedizin
Beziehungen zwischen verschiedenen Sozialversicherungszweigen
Sozialschutz
Arbeitsabhängige soziale Sicherheit für informell Beschäftigte
Autoren:
Francie Lund
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 4
Die Anzahl informell Erwerbstätiger nimmt weltweit zu. Aufgrund von weltweiten Veränderungen der Beschäftigungstrukturen und Arbeitsplätze sind viele ärmere Arbeiter bei der Arbeit Gefahren und gesundheitlichen Risiken ausgesetzt. Informell Beschäftigte haben jedoch keinen Zugang zu arbeitsabhängiger sozialer Sicherheit. Obschon hohen arbeitsbedingten Gefahren ausgesetzt, verfügen sie dabei aber über keinen oder kaum zuverlässigen formellen oder informellen sozialen Schutz. Bei bürgerorientierten Programmen der sozialen Sicherheit wie Sozialtransfers werden die Bedürfnisse arbeitsfähiger, erwerbstätiger Erwachsener nicht ausreichend berücksichtigt. Auch sind informelle Arbeitsplätze nicht durch die üblichen Zweige und Programme der Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz (GSA bzw. OHS, occupational health and safety) abgedeckt, die eine wesentliche Komponente der arbeitsabhängigen sozialen Sicherheit darstellen. Besonders ärmere informell Erwerbstätige befinden sich in einer ungünstigen Ausgangsposition, um sich an möglichen Präventionsmaßnahmen beteiligen zu können, da dies kurzfristige Verdienstausfälle mit sich bringt. Ein umfassenderer, inklusiver Ansatz erfordert organisatorische Änderungen in der Sicherung von Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz. Insbesondere sollten lokale Behörden und auch Organisationen informell Erwerbstätiger einbezogen werden, die einflussreiche branchenspezifische Netzwerke auf internationaler Ebene entwickeln. Dazu stellt dieser Artikel vielversprechende Beispiele inklusiver Reformen von GSA‐Richtlinien vor, die auf dem Verhandlungsweg erreicht wurden. Ein größeres Vorhaben ist die Weiterentwicklung der GSA in dem Sinn, dass informell Erwerbstätige ausdrücklich als Erwerbstätige gelten und nicht nur als besonders „gefährdete Personengruppe“, für die nur Programme zum Schutz vor Armut infrage kommen. Und dabei sollten Präventivmaßnahmen eine wichtige Rolle spielen.
Themen:
Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten
Deckungsausweitung
Stichworte:
Verhütung von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten
Gesundheit bei der Arbeit
Arbeitsschutz
informelle Beschäftigung
Sozialschutz
Regionen:
International
Geringere Nutzung alternativer Wege in den Ruhestand: Empirische Befunde aus dem niederländischen Gesundheitssektor
Autoren:
Rob Euwals
Annemiek van Vuren
Daniel van Vuuren
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 3
In den Niederlanden wurden die Frührentensysteme und die Invalidenversicherung in den vergangenen Jahrzehnten mehreren Reformen unterzogen. Durch die Reformen wurde der Anreiz für ältere Arbeitnehmer, weiter beschäftigt zu bleiben, erhöht, und die Bedeutung „alternativer Wege“ in den Ruhestand ist zurückgegangen. Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die Reformen und testet anhand von Verwaltungsdaten für Arbeitnehmer im Gesundheitssektor einige Hypothesen zur Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer. Dabei ergeben sich zwei wichtige Befunde: i) Die niederländischen Reformen waren tatsächlich wirksam, da die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer zugenommen hat; und ii) das Konzept der „alternativen Wege“ ist weniger relevant geworden, da der Weg über die Invalidenversicherung als Austritt aus dem Erwerbsleben in einen vorzeitigen Ruhestand unterbunden wurde. Dennoch ist bei der Übertragung dieser Befunde aus den Niederlanden auf andere OECD‐Staaten Vorsicht geboten, da die Ergebnisse stark von den institutionellen Rahmenbedingungen der einzelnen Länder abhängen.