Prioritäten für die soziale Sicherheit Global 2022

Trends, Herausforderungen und Lösungen

Prioritäten für die soziale Sicherheit Global 2022

Trends, Herausforderungen und Lösungen

Ausweitung und Beibehaltung der Deckung der sozialen Sicherheit 

Einführung

Die Ausweitung des Sozialschutzes ist Teil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (SDG-Ziel 1.3), die alle Länder zu dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Sozialschutzsysteme auffordert. Als Teil eines menschenbasierten Ansatzes zur Zukunft der Arbeit ist die Ausweitung des Schutzes auf ungedeckte Arbeitnehmer eine der Empfehlungen für 2019 der Globalen Kommission zur Zukunft der Arbeit der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO). 

Gemäß Schätzungen der IAO (2021a, S. 47) ist lediglich 46,9 Prozent der Weltbevölkerung effektiv durch mindestens eine Sozialleistung gedeckt (ausgenommen Gesundheitsversorgung und Krankengeld), und 26,4 Prozent der Kinder erhalten Kinderbetreuungsgeld. Etwa 77,5 Prozent der Menschen über dem Rentenalter erhalten eine Rente; 35,4 Prozent der aktiven Arbeitnehmer sind gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten versichert; und 33,5 Prozent der Menschen mit Schwerbehinderung beziehen Sozialschutzleistungen. Nur 18,6 Prozent der arbeitslosen Bevölkerung bezieht Sozialschutzleistungen, und die Sozialhilfe deckt 28,9 Prozent der gefährdeten Menschen. 
Die informelle Beschäftigung ist eine der größten Herausforderungen für die Deckung der sozialen Sicherheit, insbesondere bei traditionellen Arbeitgeber-Arbeitnehmerbasierten Modellen. So ist in Afrika fast 83 Prozent der Beschäftigung informell und absorbiert viele junge Arbeitssuchende auf dem Kontinent. In Asien und im Pazifik befinden sich fast 70 Prozent der Arbeitnehmer in der informellen Wirtschaft. Gleichzeitig bringt die digitale Plattformwirtschaft neue Beschäftigungsformen hervor, bei denen der Rechtsstatus vieler Arbeitnehmer fließend ist und sich auf ihre Ansprüche auf Sozialschutzleistungen auswirkt. Die anhaltende Instabilität und Gefährdung der zahlreichen Menschen, die von jeder Form von Sozialschutz ausgeschlossen bleiben, erfordert zwingend bessere Politiken, verstärkte steuerliche Unterstützung und effektive Strategien zur Schließung von Deckungslücken.Trotz der negativen Auswirkungen von COVID-19 haben Sozialschutzsysteme und Institutionen der sozialen Sicherheit in verschiedenen Regionen die Gestaltung ihrer Politiken, Finanzierung und Programme erneuert, Verwaltungskapazitäten ausgebaut und IKTLösungen umgesetzt, um Deckungslücken zu schließen und sicherzustellen, dass niemand vom Sozialschutz ausgeschlossen wird.

Fakten und Trends

Wirksame und gesetzliche Sozialversicherung

Schaubild 1. Anteil der von mindestens einer Sozialleistung (ausgenommen Gesundheit) gedeckten Bevölkerung, 2020 (%)

Quelle: IAO (2021a, Tabelle A.4.2).
  • Stand 2020 war nur 46,9 Prozent der Weltbevölkerung von mindestens einer Sozialleistung wirksam (IAO, 2021a, S. 20)

Wirksame und gesetzliche Sozialversicherung - 2

Schaubild 2. Deckung nach Bevölkerungsgruppe, weltweit (%)

Quelle: ILO (2021a, p. 20).
  • Weltweit erhalten nur 26,4 Prozent der Kinder Sozialleistungen, und nur 18,6 Prozent der Arbeitslosen sind im Falle eines Arbeitsplatzverlustes (IAO (2021a, S. 20)

Wirksame und gesetzliche Sozialversicherung - 3

Schaubild 3. Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die durch umfassende gesetzliche Sozialversicherungssysteme gedeckt ist, weltweite Schätzung (%), 2020

Quelle: IAO (2021a, p. 56).
  • Nur 30,6 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist gesetzlich durch umfassende Sozialversicherungssysteme gedeckt. 69,4 Prozent hat nur teilweise oder überhaupt keinen Anspruch auf (IAO, 2021a, S. 56).

Krankenversicherung

Schaubild 4. Von einem Sozialversicherungssystem gedeckte Bevölkerung (%), 2020

Quelle: IAO (2021a).
  • Während fast zwei Drittel (66 Prozent) der Weltbevölkerung von einem Krankenversicherungssystem irgendeiner Art gedeckt ist, bestehen weiterhin bedeutende Lücken bezüglich Deckung und Angemessenheit. (IAO, 2021a, S. 42)
  • Etwa 930 Millionen Menschen sind weltweit einem Armutsrisiko aufgrund von Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche ausgesetzt, die 10 Prozent oder mehr ihres Haushaltsbudgets ausmachen. Rund 90 Millionen Menschen (1,2 Prozent der Weltbevölkerung) fallen wegen Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche nach wie vor in extreme Armut (tägliches Auskommen von 1,90 $ oder weniger). (WHO, 2021)
  • Bis 2020 hatte die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu öffentlicher Gesundheit und 40 Prozent war bei keinem staatlichen Krankenversicherungssystem oder Gesundheitsdienst (IAO, 2021a, S. 68)

Öffentliche Ausgaben für soziale Sicherheit

Schaubild 5. Öffentliche Ausgaben für Sozialschutz, % vom BIP, 2020 bzw. letztes verfügbares Jahr

Quelle: (IAO, 2021a)
  • Weltweit machen die öffentlichen allgemeinen Gesundheitsausgaben 5,8 Prozent des BIP aus. (IAO, 2021a, 59)
  • Die öffentlichen Sozialausgaben (ausgenommen Gesundheit) anteilig am BIP fördern deutliche Unterschiede je nach Region zutage, von 3,8 Prozent vom BIP in Afrika bis 17,4 Prozent vom BIP in Europa, bei einem geschätzten weltweiten Durchschnitt von 12,9%. (IAO, 2021a, 59)
  • Etwa ein Drittel der gesamten öffentlichen Sozialausgaben ohne Gesundheit, die 3,6 Prozent vom BIP ausmachen, erfolgt für Leistungen für Menschen im erwerbsfähigen Alter. (IAO, 2021a, 103)
Die Träger der sozialen Sicherheit gehen neue Wege, um die anhaltenden Versorgungslücken im Zusammenhang mit der informellen Wirtschaft und der digitalen Plattformökonomie zu schließen und gefährdete Gruppen zu schützen.

Kernaussagen

Global

  • In verschiedenen Ländern, Regionen und Gesellschaftsgruppen bestehen nach wie vor bedeutende Deckungslücken. Die COVID- 19-Pandemie hat die wesentliche Bedeutung zutage gefördert, weltweit einen angemessenen, umfassenden, nachhaltigen, universellen Gesundheits- und Sozialschutz einzuführen und aufrechtzuerhalten. 

 

  • Die Ausweitung der Deckung der Gesundheit und des Sozialschutzes ist in unterschiedlichen Stadien der Wirtschaftsentwicklung machbar. Eine zusammenhängende, ergänzende Integration beitragspflichtiger und -freier Programme ist der Schlüssel für die Einbindung der „fehlenden Mitte“ in den Sozialschutz auf dem Weg zur universellen Deckung. Insbesondere müssen diese Anstrengungen zur Ausweitung der Deckung an den politischen Willen geknüpft sein, gekoppelt mit finanziellen Verpflichtungen, abgestimmten Programmentwürfen sowie institutioneller Fähigkeit und Exzellenz in der Verwaltung des Sozialschutzes. 

Regional

  • In Afrika haben fast alle Länder umfassende Pläne und Strategien für die Entwicklung der nationalen sozialen Sicherheit entworfen, einschließlich der Einführung bzw. Ausweitung eines Grundpakets für soziale Sicherheit. Es treten innovative Ansätze einschließlich des Einsatzes moderner IKT-Lösungen auf, um die Deckung durch bestehende, insbesondere beitragspflichtige Systeme sicherzustellen und schwer zu deckende Gruppen zu erreichen. 

 

  • Die meisten Länder in Amerika waren historisch erfolgreich bei der Erhaltung sozialer Grundsicherungen, beitragsfreien Renten und gesundheitlicher Grundversorgung für die ältere Generation sowie bedingte Gelder für Kinder und gefährdete Familien. Gleichzeitig wurde in der Region auch die Deckung der sozialen Sicherheit auf verschiedene schwer zu deckende Gruppen durch innovative Politikgestaltung und eine wirksamere, effizientere Verwaltung ausgeweitet. 

 

  • Die Deckung informeller Arbeitnehmer ist nach wie vor eine wesentliche Herausforderung für die beitragspflichtigen Programme in Asien und im Pazifik, wo es zu einer Zunahme neuer, atypischer Arbeitsformen gekommen ist, die viele Eigenschaften informeller Beschäftigung aufweisen. Die Region macht große Fortschritte hin zur universellen Krankenversicherungsdeckung. In den letzten Jahren war die Region bei der Einführung neuer Arbeitslosenversicherungssysteme weltweit führend. 

 

  • Europa war nicht nur Vorreiter bei der Ausweitung und dem Erhalt des Sozialschutzes von Arbeitsmigranten durch bilaterale und multinationale Sozialversicherungsabkommen, sondern hat auch die Sicherung eines angemessenen Sozialschutzes für digitale Plattformarbeiter durchgesetzt, was sich positiv auf die Entwicklung in anderen Regionen ausgewirkt hat. 

Referenzen

IAA. (o. D.). Extending social security to workers in the platform economy. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2020. Extending Social Security to Self-Employed Workers: Lessons from International Experience (Fact Sheet). Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2021a. Extending social security to self-employed workers: Lessons from international experience. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2021b. Extending social security coverage to workers in the informal economy: Lessons from international experience. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2021c. World social protection report, 2020-2022: Social protection at the crossroads – in pursuit of a better future. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA; IVSS. 2020. Social protection for migrant workers: A necessary response to the Covid-19 crisis (Social Protection Spotlight). Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA; IVSS; OECD. 2021. Beyond COVID-19: Towards more inclusive and resilient social protection systems (Paper für das 1. Treffen der Arbeitsgruppe über Beschäftigung unter dem italienischen G20-Vorsitz im Jahr 2021). Genf und Paris, Internationales Arbeitsamt; Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit; Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

IVSS. 2019a. Leitlinien der IVSS über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen (überarbeitete und aktualisierte Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019b. Leitlinien der IVSS über Good Governance (überarbeitete Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019c. Leitlinien der IVSS zur arbeitsplatzbezogenen Prävention (erweiterte Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019d. Leitlinien der IVSS zur Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit (überarbeite Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019e. Leitlinien der IVSS zur Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz (aktualisierte Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2021. Health coverage – Regulatory aspects and strategies to tackle inefficiencies (Webinar). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2022a. Globale Übersicht über internationale Vereinbarungen der sozialen Sicherheit. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2022b. Leitlinien der IVSS über administrative Lösungen für die Deckungsausweitung (überarbeitete Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2022c. Leitlinien der IVSS über Kommunikation von Verwaltungen der sozialen Sicherheit (überarbeitete Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

Ausweitung und Beibehaltung der Deckung der sozialen Sicherheit 

Einführung

Die Ausweitung des Sozialschutzes ist Teil der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung (SDG-Ziel 1.3), die alle Länder zu dringlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Sozialschutzsysteme auffordert. Als Teil eines menschenbasierten Ansatzes zur Zukunft der Arbeit ist die Ausweitung des Schutzes auf ungedeckte Arbeitnehmer eine der Empfehlungen für 2019 der Globalen Kommission zur Zukunft der Arbeit der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO). 

Gemäß Schätzungen der IAO (2021a, S. 47) ist lediglich 46,9 Prozent der Weltbevölkerung effektiv durch mindestens eine Sozialleistung gedeckt (ausgenommen Gesundheitsversorgung und Krankengeld), und 26,4 Prozent der Kinder erhalten Kinderbetreuungsgeld. Etwa 77,5 Prozent der Menschen über dem Rentenalter erhalten eine Rente; 35,4 Prozent der aktiven Arbeitnehmer sind gegen Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten versichert; und 33,5 Prozent der Menschen mit Schwerbehinderung beziehen Sozialschutzleistungen. Nur 18,6 Prozent der arbeitslosen Bevölkerung bezieht Sozialschutzleistungen, und die Sozialhilfe deckt 28,9 Prozent der gefährdeten Menschen. 
Die informelle Beschäftigung ist eine der größten Herausforderungen für die Deckung der sozialen Sicherheit, insbesondere bei traditionellen Arbeitgeber-Arbeitnehmerbasierten Modellen. So ist in Afrika fast 83 Prozent der Beschäftigung informell und absorbiert viele junge Arbeitssuchende auf dem Kontinent. In Asien und im Pazifik befinden sich fast 70 Prozent der Arbeitnehmer in der informellen Wirtschaft. Gleichzeitig bringt die digitale Plattformwirtschaft neue Beschäftigungsformen hervor, bei denen der Rechtsstatus vieler Arbeitnehmer fließend ist und sich auf ihre Ansprüche auf Sozialschutzleistungen auswirkt. Die anhaltende Instabilität und Gefährdung der zahlreichen Menschen, die von jeder Form von Sozialschutz ausgeschlossen bleiben, erfordert zwingend bessere Politiken, verstärkte steuerliche Unterstützung und effektive Strategien zur Schließung von Deckungslücken.Trotz der negativen Auswirkungen von COVID-19 haben Sozialschutzsysteme und Institutionen der sozialen Sicherheit in verschiedenen Regionen die Gestaltung ihrer Politiken, Finanzierung und Programme erneuert, Verwaltungskapazitäten ausgebaut und IKTLösungen umgesetzt, um Deckungslücken zu schließen und sicherzustellen, dass niemand vom Sozialschutz ausgeschlossen wird.
Die Träger der sozialen Sicherheit gehen neue Wege, um die anhaltenden Versorgungslücken im Zusammenhang mit der informellen Wirtschaft und der digitalen Plattformökonomie zu schließen und gefährdete Gruppen zu schützen.

Fakten und Trends

Wirksame und gesetzliche Sozialversicherung

Schaubild 1. Anteil der von mindestens einer Sozialleistung (ausgenommen Gesundheit) gedeckten Bevölkerung, 2020 (%)

Quelle: IAO (2021a, Tabelle A.4.2).
  • Stand 2020 war nur 46,9 Prozent der Weltbevölkerung von mindestens einer Sozialleistung wirksam (IAO, 2021a, S. 20)

Wirksame und gesetzliche Sozialversicherung - 2

Schaubild 2. Deckung nach Bevölkerungsgruppe, weltweit (%)

Quelle: ILO (2021a, p. 20).
  • Weltweit erhalten nur 26,4 Prozent der Kinder Sozialleistungen, und nur 18,6 Prozent der Arbeitslosen sind im Falle eines Arbeitsplatzverlustes (IAO (2021a, S. 20)

Wirksame und gesetzliche Sozialversicherung - 3

Schaubild 3. Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter, die durch umfassende gesetzliche Sozialversicherungssysteme gedeckt ist, weltweite Schätzung (%), 2020

Quelle: IAO (2021a, p. 56).
  • Nur 30,6 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist gesetzlich durch umfassende Sozialversicherungssysteme gedeckt. 69,4 Prozent hat nur teilweise oder überhaupt keinen Anspruch auf (IAO, 2021a, S. 56).

Krankenversicherung

Schaubild 4. Von einem Sozialversicherungssystem gedeckte Bevölkerung (%), 2020

Quelle: IAO (2021a).
  • Während fast zwei Drittel (66 Prozent) der Weltbevölkerung von einem Krankenversicherungssystem irgendeiner Art gedeckt ist, bestehen weiterhin bedeutende Lücken bezüglich Deckung und Angemessenheit. (IAO, 2021a, S. 42)
  • Etwa 930 Millionen Menschen sind weltweit einem Armutsrisiko aufgrund von Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche ausgesetzt, die 10 Prozent oder mehr ihres Haushaltsbudgets ausmachen. Rund 90 Millionen Menschen (1,2 Prozent der Weltbevölkerung) fallen wegen Gesundheitsausgaben aus eigener Tasche nach wie vor in extreme Armut (tägliches Auskommen von 1,90 $ oder weniger). (WHO, 2021)
  • Bis 2020 hatte die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu öffentlicher Gesundheit und 40 Prozent war bei keinem staatlichen Krankenversicherungssystem oder Gesundheitsdienst (IAO, 2021a, S. 68)

Öffentliche Ausgaben für soziale Sicherheit

Schaubild 5. Öffentliche Ausgaben für Sozialschutz, % vom BIP, 2020 bzw. letztes verfügbares Jahr

Quelle: (IAO, 2021a)
  • Weltweit machen die öffentlichen allgemeinen Gesundheitsausgaben 5,8 Prozent des BIP aus. (IAO, 2021a, 59)
  • Die öffentlichen Sozialausgaben (ausgenommen Gesundheit) anteilig am BIP fördern deutliche Unterschiede je nach Region zutage, von 3,8 Prozent vom BIP in Afrika bis 17,4 Prozent vom BIP in Europa, bei einem geschätzten weltweiten Durchschnitt von 12,9%. (IAO, 2021a, 59)
  • Etwa ein Drittel der gesamten öffentlichen Sozialausgaben ohne Gesundheit, die 3,6 Prozent vom BIP ausmachen, erfolgt für Leistungen für Menschen im erwerbsfähigen Alter. (IAO, 2021a, 103)

Wichtigste Entwicklungen

Kernaussagen

Global

  • In verschiedenen Ländern, Regionen und Gesellschaftsgruppen bestehen nach wie vor bedeutende Deckungslücken. Die COVID- 19-Pandemie hat die wesentliche Bedeutung zutage gefördert, weltweit einen angemessenen, umfassenden, nachhaltigen, universellen Gesundheits- und Sozialschutz einzuführen und aufrechtzuerhalten. 

 

  • Die Ausweitung der Deckung der Gesundheit und des Sozialschutzes ist in unterschiedlichen Stadien der Wirtschaftsentwicklung machbar. Eine zusammenhängende, ergänzende Integration beitragspflichtiger und -freier Programme ist der Schlüssel für die Einbindung der „fehlenden Mitte“ in den Sozialschutz auf dem Weg zur universellen Deckung. Insbesondere müssen diese Anstrengungen zur Ausweitung der Deckung an den politischen Willen geknüpft sein, gekoppelt mit finanziellen Verpflichtungen, abgestimmten Programmentwürfen sowie institutioneller Fähigkeit und Exzellenz in der Verwaltung des Sozialschutzes. 

Regional

  • In Afrika haben fast alle Länder umfassende Pläne und Strategien für die Entwicklung der nationalen sozialen Sicherheit entworfen, einschließlich der Einführung bzw. Ausweitung eines Grundpakets für soziale Sicherheit. Es treten innovative Ansätze einschließlich des Einsatzes moderner IKT-Lösungen auf, um die Deckung durch bestehende, insbesondere beitragspflichtige Systeme sicherzustellen und schwer zu deckende Gruppen zu erreichen. 

 

  • Die meisten Länder in Amerika waren historisch erfolgreich bei der Erhaltung sozialer Grundsicherungen, beitragsfreien Renten und gesundheitlicher Grundversorgung für die ältere Generation sowie bedingte Gelder für Kinder und gefährdete Familien. Gleichzeitig wurde in der Region auch die Deckung der sozialen Sicherheit auf verschiedene schwer zu deckende Gruppen durch innovative Politikgestaltung und eine wirksamere, effizientere Verwaltung ausgeweitet. 

 

  • Die Deckung informeller Arbeitnehmer ist nach wie vor eine wesentliche Herausforderung für die beitragspflichtigen Programme in Asien und im Pazifik, wo es zu einer Zunahme neuer, atypischer Arbeitsformen gekommen ist, die viele Eigenschaften informeller Beschäftigung aufweisen. Die Region macht große Fortschritte hin zur universellen Krankenversicherungsdeckung. In den letzten Jahren war die Region bei der Einführung neuer Arbeitslosenversicherungssysteme weltweit führend. 

 

  • Europa war nicht nur Vorreiter bei der Ausweitung und dem Erhalt des Sozialschutzes von Arbeitsmigranten durch bilaterale und multinationale Sozialversicherungsabkommen, sondern hat auch die Sicherung eines angemessenen Sozialschutzes für digitale Plattformarbeiter durchgesetzt, was sich positiv auf die Entwicklung in anderen Regionen ausgewirkt hat. 

Read more about Deckung der sozialenSicherheit for specific regions

Referenzen

IAA. (o. D.). Extending social security to workers in the platform economy. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2020. Extending Social Security to Self-Employed Workers: Lessons from International Experience (Fact Sheet). Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2021a. Extending social security to self-employed workers: Lessons from international experience. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2021b. Extending social security coverage to workers in the informal economy: Lessons from international experience. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA. 2021c. World social protection report, 2020-2022: Social protection at the crossroads – in pursuit of a better future. Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA; IVSS. 2020. Social protection for migrant workers: A necessary response to the Covid-19 crisis (Social Protection Spotlight). Genf, Internationales Arbeitsamt.

IAA; IVSS; OECD. 2021. Beyond COVID-19: Towards more inclusive and resilient social protection systems (Paper für das 1. Treffen der Arbeitsgruppe über Beschäftigung unter dem italienischen G20-Vorsitz im Jahr 2021). Genf und Paris, Internationales Arbeitsamt; Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit; Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

IVSS. 2019a. Leitlinien der IVSS über Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen (überarbeitete und aktualisierte Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019b. Leitlinien der IVSS über Good Governance (überarbeitete Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019c. Leitlinien der IVSS zur arbeitsplatzbezogenen Prävention (erweiterte Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019d. Leitlinien der IVSS zur Wiederherstellung der Beschäftigungsfähigkeit (überarbeite Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2019e. Leitlinien der IVSS zur Förderung der Gesundheit am Arbeitsplatz (aktualisierte Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2021. Health coverage – Regulatory aspects and strategies to tackle inefficiencies (Webinar). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2022a. Globale Übersicht über internationale Vereinbarungen der sozialen Sicherheit. Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2022b. Leitlinien der IVSS über administrative Lösungen für die Deckungsausweitung (überarbeitete Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

IVSS. 2022c. Leitlinien der IVSS über Kommunikation von Verwaltungen der sozialen Sicherheit (überarbeitete Fassung). Genf, Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit.

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