Die seit 1948 veröffentlichte International Social Security Review ist die bedeutendste internationale Vierteljahreszeitschrift der Welt auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit.
In dieser Studie werden die zu erwartenden Veränderungen bei den Hinterbliebenenrenten analysiert, die sich aus den dauerhaften Regelungen der Rentenreform 2019 in Brasilien ergeben. Für repräsentative Arbeitnehmerprofile werden versicherungsmathematische Annuitäten verwendet. Die Streuung der Ersatzquotenwerte nimmt ab, außer in der höchsten Einkommensstufe. Die zur Finanzierung der Hinterbliebenenrenten erforderlichen Quoten sinken vergleichsweise stärker als die Quoten für die Altersrenten. Die internen Renditen nehmen deutlich ab. Es kommt zu einer heterogenen Veränderung der Verteilungsaspekte des Rentensystems. Die Reform hat Auswirkungen auf die Angemessenheit und die Generationengerechtigkeit der Alters- und Hinterbliebenenrenten.
In allen älter werdenden Volkswirtschaften stellt sich je länger je mehr die Frage, wie die Langzeitpflege finanziert und bereitgestellt werden kann. Eine große Herausforderung für die politischen Entscheidungsträger besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen einer angemessenen Pflege und einer tragfähigen Finanzierung zu finden. In diesem Artikel geht es um den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor, der für die deutsche Pflegeversicherung vorgeschlagen wurde. Aufgrund des veränderten Verhältnisses von Leistungsempfängern zu Beitragszahlern soll dabei die demografische Dynamik durch bestimmte Faktoren einkalkuliert werden, um den Druck von der Finanzierung der Langzeitpflege zu nehmen. Wie gezeigt wird, erlaubt die Methode der Generationenbilanzierung, die Finanzen entsprechend der relativen Beteiligung der gegenwärtigen Generation und der künftigen Generationen zu entlasten. Dies könnte eine Möglichkeit für umlagefinanzierte Langzeitpflegeversicherungssysteme weltweit sein, die sich den Auswirkungen der Bevölkerungsalterung gegenübersehen. Der Artikel richtet sich deshalb an politische Entscheidungsträger, die die Aufgabe haben, ein tragfähiges Finanzierungsmodell für die Langzeitpflegeversicherung zu entwerfen. Es wird aufgezeigt, dass der Nachhaltigkeitsfaktor ein Schritt auf dem Weg zu tragfähigen Finanzen und damit Teil eines umfassenderen Reformpakets sein kann.
Griechenland veränderte seinen Kurs der Rentenkonsolidierung nach einem Jahrzehnt beispielloser Sparanstrengungen abrupt im Jahr 2022 und führte bei der Rentenfinanzierung den umstrittenen Herauslösungsansatz (carve-out) ein. Dabei wird ein Teil der bestehenden Beiträge des Umlageverfahrens abgezweigt, um individuelle Rentenansparungen zu finanzieren, und dies schwächt die Finanzierung der bestehenden umlagefinanzierten Renten. Die griechische Reform von 2022 beruht zwar auf dem Muster der 1994 von der Weltbank vorgeschlagenen Rentenprivatisierung, aber sie stellt darüber hinaus einen deutlichen politischen Strategiewechsel dar, da die Verwaltung der individuellen Rentenansparungen einer eigenen Behörde zugewiesen wird. Dabei handelt es sich ganz offensichtlich um den Versuch, dem Marktversagen bei der Bereitstellung privatwirtschaftlicher Renten entgegenzuwirken. Die während mehreren Jahrzehnten aufgelaufenen Übergangskosten der Carve-Out-Finanzierung wurden in Griechenland ähnlich wie bei früheren osteuropäischen Reformen stark unterschätzt. Aus diesem Grund wird der Haushaltsdruck in den kommenden Jahren größer werden, da die jährlichen Übergangskosten steigen und sich die günstigen internationalen Finanzierungsbedingungen allmählich ändern dürften. Ohne einen festen politischen Willen, die zur Finanzierung der Übergangskosten erforderlichen Maßnahmen umzusetzen, könnte es sein, dass Griechenland eine Reformumkehr finanzieren muss, die derjenigen ähnlich ist, die in den Ländern Osteuropas umgesetzt wurde.
2019 erließ die ägyptische Regierung einen neuen Gesetzesrahmen für das nationale Sozialversicherungssystem. Neben einem einheitlichen System zur Deckung verschiedener Beschäftigtengruppen sahen die neuen Bestimmungen systemische und parametrische Reformen vor, um insbesondere die geringe Sozialversicherungsquote von Arbeitnehmern, und zwar insbesondere von informellen Arbeitnehmern, zu verbessern. Durch die Reformen wurden die Beitragssätze von Arbeitnehmern und Arbeitgebern gesenkt, die Strafen für ihre Angestellten nicht meldende Arbeitnehmer erhöht und die Leistungsstruktur verbessert. Das Gesetz enthält auch besondere Bestimmungen zur erleichterten Aufnahme informell Beschäftigter durch eine Übernahme des Arbeitgeberanteils. Dieser erleichterte Zugang beschränkt sich jedoch auf neun Kategorien informell Beschäftigter, was der Vielfalt der informellen Arbeitsformen in keiner Weise gerecht wird. Der Artikel kommt ausgehend von einer Analyse der Beitragszahlercharakteristiken des Vorgängersystems zum Schluss, dass trotz der Gesetzesänderungen strukturelle Hemmnisse wie die hohe Zahl an Geringverdienern und an informellen Unternehmen auf dem Markt eine weitere Zunahme der Systembeitritte voraussichtlich verhindern werden.
Dieser Artikel analysiert das Rentensystem Kubas in den Jahren 2006 bis 2021 in Bezug auf seine finanzielle und versicherungsmathematische Tragfähigkeit und seine Auswirkungen auf die Bevölkerung. Er befasst sich mit der Bevölkerungsalterung, der massiven Senkung der Sozialausgaben seit 2009, dem Rentenfinanzierungsdefizit und den Auswirkungen der parametrischen Reform von 2008; des Weiteren mit dem Wertzerfall der Renten, den strukturellen Reformen, der Ausbreitung der Armut und den Sozialhilfekürzungen, den Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Renten sowie Prognosen für die künftige Rententragfähigkeit.
Die Auswirkungen der Coronapandemie bedrohen die Funktionsfähigkeit des chilenischen Rentensystems mit festgelegten Beiträgen, da die Pandemie die Finanzgrundlage aushöhlt und das System politischen Risiken ausgesetzt hat. Aufgrund der Coronakrise wurden drei Runden von Notfallbezügen in Höhe von zehn Prozent der Rentenansparungen genehmigt (Stand April 2021). Die Verwendung von Rentenansparungen in wirtschaftlichen Krisenzeiten ist weder neu noch ungewöhnlich. Während der Großen Rezession zweigten verschiedene Länder Mittel- und Osteuropas Vermögenswerte aus Renten mit festgelegten Beiträgen ab, um die Haushaltsengpässe zu meistern. Da Chile vor dem Entwurf einer neuen Verfassung steht, wird rege über die Effizienz und Gerechtigkeit des Rentensystems diskutiert. Wie die politischen Reaktionen auf die Pandemie jedoch zeigen, ist das Rentensystem mit festgelegten Beiträgen seinem Versprechen, politische Risiken abzuwenden und die Abzweigung von Rentengeldern für andere Ausgaben zu verhindern, nicht gerecht geworden.
Diese Studie untersucht den stark umstrittenen Prozess des Rückbaus der Rentenprivatisierung in Litauen durch eine Analyse des Diskurses in den Nachrichtenmedien. 2016 begann man in Litauen, über Reformen zur Restrukturierung des wenig erfolgreichen Rentensystems der zweiten Säule zu diskutieren. Bei diesem System handelte es sich um obligatorische privatwirtschaftliche Rentenpläne mit Kapitaldeckung und individuell festgelegten Beiträgen. Die Rentenreform bestand darin, dass die streng neoliberale Sichtweise hinterfragt wurde, die bei Entwurf und Einführung des privaten Rentensystems Anfang der 2000er-Jahre bestimmend gewesen war. 2018, als mit dem neuen Rentengesetz ein bezuschusstes privates Rentensparprogramm nach dem Prinzip der motivierenden Steuerung (nudging) in Kraft trat, wurde dies mit der neu aufkommenden Theorie des libertären Paternalismus legitimiert. Diskutiert wird in der Studie, inwieweit sich das diskursive „Framing“ von Rentenreformen auf deren Ergebnisse ausgewirkt hat.
Im Vereinigten Königreich wurden ab 2013 schrittweise Universal Credits als einkommensgeprüfte Kombinationsleistung eingeführt, um sechs verschiedene Transferleistungen in eine einzige monatliche Zahlung zu bündeln. Die früheren Leistungen wurden für unterschiedliche Zwecke vergeben. Paare, die diese beantragten, erhielten sie je nachdem an den einen oder anderen Partner ausgezahlt. Bei der neuen Einmalzahlung des Universal Credit bestand jedoch die Sorge, dass dadurch häusliche Gewalt und ungleichere Machtverhältnisse innerhalb der Paare gefördert, die finanzielle Autonomie von Einzelpersonen verringert und die Leistungszahlungen nicht mehr individuell gestaltet werden. Dieser Artikel resümiert die Debatte um eine mögliche individuelle Auszahlung des Universal Credit an die Lebenspartner im Rahmen einer gemeinsamen, einkommensgeprüften Leistung, wobei auch unterschiedliche Ansätze in den eigenständigen Regierungseinheiten des Vereinigten Königreichs (hauptsächlich Schottland und Nordirland) diskutiert werden. Die Leistung könnte zwar wahrscheinlich leichter einzeln an die Partner ausgezahlt werden, wenn es sich um getrennte einkommensgeprüfte Leistungen und nicht um eine gemeinsame einkommensgeprüfte Leistung handelte. Die Schlussfolgerung lautet jedoch, dass eine echte finanzielle Autonomie für die einzelnen Partner in Paaren am besten erreicht wird, wenn die Leistungen zwar individuell ausgezahlt werden, aber nicht einkommensgeprüft sind.
1997 ersetzte Mexiko sein wichtigstes Altersrentensystem durch ein System mit einer individuellen Kapitalbildung. 2021 werden die ersten Menschen nach dem neuen System in den Ruhestand gehen. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen anhand eines Modells zur Projektion demografischer und arbeitsmarktbezogener Variablen und einer Monte-Carlo-Simulation, dass der Anteil der Männer ohne Rente von heute 38 Prozent bis 2051 auf 59 Prozent und der Anteil der Frauen ohne Rente von 44 Prozent auf 66 Prozent steigen wird. Die Ersatzquote für Arbeitnehmer in Mexiko wird demnach durchschnittlich von 70 Prozent auf 30 Prozent zurückgehen. Die Anzahl Menschen in extremer Armut wird um fast 2,8 Millionen steigen und insgesamt 9,44 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Im Artikel werden alternative Szenarien beschrieben, die auf einem höheren Beitragssatz und einer Anhebung des Rentenalters beruhen.
Zwischen 1998 und 2007 wurden in der Mehrzahl der Staaten Zentral- und Osteuropas Gesetze erlassen, mit denen die Beschäftigten zu Rentenansparungen in privatwirtschaftlich verwalteten individuellen Konten verpflichtet wurden. Die Regierungen finanzierten diese Konten durch einen Teil der Einnahmen für öffentliche Renten und schufen dadurch ein öffentliches Haushaltsdefizit (oder vergrößerten es). Die meisten Regierungen Zentral- und Osteuropas haben diese Finanzspritzen nach dem Beginn der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 gekürzt und die Konten zurückgefahren. Nun, ein Jahrzehnt nach der Krise, wird im Artikel untersucht, welche Leistungen den in den Ruhestand tretenden Beschäftigten aus diesen Konten ausgezahlt werden. Diese Leistungen werden im Vergleich zu öffentlichen Renten allgemein als unvorteilhaft beurteilt. In einigen Systemen werden Pauschalbeträge anstatt regelmäßiger monatlicher Leistungen bezahlt, in den meisten werden die Leistungen nicht regelmäßig an die Inflation angepasst und bei manchen erhalten Frauen geringere Beträge als Männer mit demselben Kontostand. In verschiedenen Ländern beziehen Rentner mit individuellen Konten geringere Leistungen als Rentner ohne diese Konten. Um diese Nachteile zu beseitigen, haben verschiedene Regierungen Zentral- und Osteuropas den in den Ruhestand tretenden Beschäftigten erlaubt, ihren Kontenstand aufzustocken und eine volle öffentliche Rente zu beziehen. Die Unzufriedenheit der Beschäftigten wird damit zwar gedämpft, aber gleichzeitig wird so auch die öffentliche Rentenfinanzierung belastet. Um die Inhaber von Konten der zweiten Säule zu unterstützen, ohne dabei die öffentlichen Renten zu schwächen, sollten die Regierungen prüfen, ob die privaten Rentenansparungen nicht auf freiwilliger Ebene erfolgen könnten, und ob diese Systeme nicht unabhängig von den öffentlichen Renten – etwa durch Arbeitnehmer- und Arbeitgeberbeiträge und möglicherweise durch eine direkte staatliche Unterstützung – finanziert werden könnten.
Für diese Studie wurde ein Mikrosimulationsmodell mit einer Männer-Kohorte verwendet, um die Auswirkungen der in Estland erfolgten Umstellung von einem umlagefinanzierten Rentensystem mit festgelegten Beiträgen zu einem Mehrsäulensystem mit beitragsbezogenen Versicherungskomponenten und einem kapitalgedeckten Rentensystem auf die Generationengerechtigkeit und Umverteilung zu ermitteln. Wir leisten einen Beitrag zur Literatur über Mikrosimulation, indem wir aufzeigen, dass die Einführung beitragsbezogener Versicherungskomponenten und obligatorischer Systeme mit festgelegten Beiträgen zu einer Erhöhung der Rentenungleichheit führen kann. Unsere Ergebnisse zeigen, dass im Fall einer großen Ungleichheit beim Arbeitseinkommen und einer hohen Langzeitarbeitslosigkeit wie etwa in Estland eine sehr starke Kopplung der zukünftigen Leistungen an die gezahlten Beiträge zu einer beträchtlich größeren Ungleichheit des Renteneinkommens führt als der Gini-Koeffizient anzeigt. Die Simulationsergebnisse für Estland haben ergeben, dass sich die Ungleichheit beim Altersrenteneinkommen mehr als verdoppelt, wenn die Reformen ihre Wirkung entfalten. Im Gegensatz dazu nimmt die Ungleichheit bei den Ersatzquoten ab.
Die Prozesse der Entwicklung und Umsetzung öffentlicher Politik im Nahen Osten und in Nordafrika sind heute noch zu wenig untersucht. Dieser Artikel liefert deshalb eine Fallstudie über die Reform der öffentlichen Politik und konzentriert sich dabei auf die Anstrengungen zur Ausweitung der Krankenversicherungsdeckung in Ägypten. Er beruht auf einer thematischen Analyse begutachteter und nicht begutachteter Literatur sowie Presseartikeln zwischen 2005 und 2015 mit einem besonderen Augenmerk auf den Zeitraum bis 2011. Die Analyse zeigt, dass die Reforminitiativen in diesem Zeitraum mehrheitlich gescheitert sind, da sich die Hauptakteure betreffend Ziele, Angebote und politische Umstellungsprozesse nicht einig waren. Der Erfolg der in Ägypten geplanten Reformen könnte nun davon abhängen, inwieweit die unterschiedlichen Agenden und die sich entwickelnden Machtverhältnisse dieser Akteure berücksichtigt werden, insbesondere angesichts der tiefgreifenden politischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen, vor denen das ägyptische Gesundheitssystem derzeit steht.
Nominelle beitragsbestimmte Rentensysteme (Rentensysteme mit festgelegten Beiträgen und fiktiven Konten) wurden seit Mitte der 1990er-Jahre in mehreren europäischen Ländern wie Italien, Lettland, Norwegen, Polen und Schweden erfolgreich eingeführt. Der Ansatz dieser Systeme weist die lebenslange Verknüpfung zwischen gezahlten Beiträgen und erhaltenen Leistungen eines finanziellen Systems mit festgelegten Beiträgen und persönlichen Konten auf, beruht jedoch auf dem Umlageverfahren. Beim Start des Systems werden die Umlageverpflichtungen des vorangehenden Systems mit garantierten Leistungen in individuelle persönliche Konten umgewandelt, damit ein reibungsloser Übergang vom leistungsorientierten zum beitragsorientierten Format sichergestellt werden kann, wobei die sehr hohen Übergangskosten eines Wandels von einem herkömmlichen System im Umlageverfahren mit garantierten Leistungen zu einem kapitalgedeckten finanziellen System mit festgelegten Beiträgen vermieden werden. Wird der Ansatz des nominellen beitragsbestimmten Systems streng nach den Regeln umgesetzt, dann ist dieses in der Lage, erfolgreich mit den wirtschaftlichen und demographischen Risiken eines Rentensystems umzugehen, und aufgrund seiner Gestaltung ist auch die finanzielle Tragfähigkeit gesichert. Wie in jedem Rentensystem ist das zentrale Bindeglied, das zwischen finanzieller Stabilität und Angemessenheit geschaffen werden kann, das Rentenalter. Beim Ansatz eines nominellen beitragsbestimmten Systems wird das individuelle Rentenalter oberhalb des Mindestrentenalters aufgrund der Systemgestaltung selbst gewählt und sollte durch Anreize zu einer Anhebung des effektiven Rentenalters parallel zur Bevölkerungsalterung führen. Nominelle beitragsbestimmte Systeme sind als systemische Reformansätze zu einer starken Konkurrenz für stückweise parametrische Reformen herkömmlicher nichtfinanzieller leistungsorientierter Systeme geworden. Diese Reformen werden zwar häufig angewendet, sie sind jedoch alles andere als transparent und werden meist zu schüchtern und zu spät umgesetzt, um eine finanzielle Tragfähigkeit zu gewährleisten und gleichzeitig für durchschnittliche Beitragszahler angemessene Renten zu ermöglichen. Dieser Artikel bietet eine weitgehend nichttechnische Einführung in nominelle beitragsbestimmte Systeme, in ihre Grundelemente und ihre Vorteile gegenüber nichtfinanziellen Systemen mit garantierten Leistungen, in die wichtigsten technischen Grenzen des Ansatzes und in die Erfahrungen von Ländern, die nominelle beitragsbestimmte Systeme bereits eingeführt haben.
Dieser Artikel beschreibt den rentenpolitischen Werdegang von elf Ländern, die früher dem Staatssozialismus unterworfen waren und 2004 der Europäischen Union beigetreten sind. In der Analyse, die sich hauptsächlich mit der Zeit nach 2004 befasst, werden die wichtigsten messbaren Ergebnisse der Rentenreformen dieser Länder bezüglich Armutsverringerung, Rentenangemessenheit und Budgettragfähigkeit diskutiert. Neben den quantifizierbaren Größen geht es zudem um die Qualität der Rentensysteme der elf Länder bezüglich Gerechtigkeit und Effizienz, wobei auch weniger auffällige Fehler in der Gestaltung dieser Systeme hervorgehoben werden. Obwohl diese Fehler bislang wenig Beachtung fanden, können sie die Rentensysteme in vielerlei Hinsicht beeinträchtigen, so auch hinsichtlich der finanziellen Tragfähigkeit.
Das nationale System der sozialen Sicherheit Georgiens bietet eine fast umfassende beitragsunabhängige Grundrentendeckung. Die Grundrente hat sich im Kampf gegen Armut bislang als wirksam erwiesen. Die Haushaltsengpässe und die alternde Bevölkerung in Georgien zeigen jedoch auch, wie wichtig es wäre, das Rentensystem zu verbessern, um seine Tragfähigkeit sicherzustellen. Der Artikel beschreibt strategische Reformentscheidungen, die nahelegen, dass eine Rentenreform in Georgien eine Anhebung des Regelrentenalters und eine geringere Leistungsgroßzügigkeit aufgrund einer Bedürftigkeitsprüfung beinhalten sollte. Der Fall der beitragsunabhängigen Grundrente Georgiens kann aussagekräftig sein für Länder mit niedrigen und mittleren Einkommen, welche eine Einführung oder eine Deckungsausweitung eines beitragsunabhängigen Rentenprogramms erwägen.
In vielen Ländern wurden die Bestimmungen für Hinterbliebenenrenten in Zeiten festgelegt, als die weibliche Arbeitsmarktbeteiligung niedriger lag als heute. Gegenwärtig geht der Trend in vielen lateinamerikanischen Ländern in Richtung einer weiter zunehmenden Beschäftigung von Frauen. In Brasilien, wo es keine Beschränkung zum gleichzeitigen Erhalt von Alters- und Hinterbliebenenrenten gibt und wo lebenslange Renten bis vor kurzem ohne Auflagen bezogen werden konnten, hat nicht nur der gleichzeitige Bezug dieser Leistungen zugenommen, sondern es gibt auch Hinweise darauf, dass sich diese Bestimmungen negativ auf die Arbeitsmarktbeteiligung von Frauen ausgewirkt haben. Die Analyse des Falls Brasilien zeigt, dass Bestimmungen der sozialen Sicherheit zur Anpassung an Arbeitsmarktveränderungen nötig sind und dass man anerkennen muss, dass die Regeln der sozialen Sicherheit sich auf den Arbeitsmarkt auswirken können.
Seit 1981 haben fast vierzig Länder systemische Rentenreformen eingeführt, mit denen alle oder ein Teil der umlagefinanzierten Systeme durch privat verwaltete, kapitalgedeckte Säulen oder Systeme mit festgelegten Beiträgen ersetzt wurden. Im vergangenen Jahrzehnt haben jedoch ungefähr die Hälfte dieser Länder ihre kapitalgedeckten Systeme mit festgelegten Beiträgen wieder abgebaut oder ganz abgeschafft. In diesem Artikel werden einige der Gründe untersucht, warum vor allem Entwicklungsländer eine solche Umkehr wählten. Im Rahmen der vorgenommenen Analysen wird eine neue Typologie von Rentenreformen vorgeschlagen, die über die übliche Dichotomie zwischen umlagefinanzierten und privatisierten Rentensystemen hinausgeht. Es werden vier Faktoren beschrieben und diskutiert, die besonders wichtig sind, wenn man verstehen will, warum es in vielen Entwicklungsländern zu einer Umkehr in der Rentenpolitik gekommen ist: niedrige Rentendeckung und nicht funktionierende Anreize, dreifache Kostenbelastung, Zielkonflikte zwischen Rentenreformen und Sozialrenten sowie Schwierigkeiten mit der Rentenumrechnung.
Chile war in Lateinamerika nicht nur Vorreiter bei der Einführung von Renten der sozialen Sicherheit, sondern auch bei der strukturellen Reform zu deren Privatisierung und bei der erneuten Reform zur Umsetzung der wichtigsten Verbesserungen. Ein chilenischer Präsidialausschuss, der 2014 zur Bestimmung der Reformfortschritte und der verbleibenden Probleme im Rentensystem eingesetzt wurde, hat im September 2015 einen Bericht vorgelegt. Der Artikel beschreibt im Licht der Befunde dieses Ausschusses, inwieweit die leitenden Prinzipien der sozialen Sicherheit der Internationalen Arbeitsorganisation durch Chile eingehalten werden: sozialer Dialog, universelle Deckung, Gleichbehandlung, soziale Solidarität, Generationengerechtigkeit, Angemessenheit der Leistungen, Wirksamkeit und Kosteneffizienz der Verwaltung, soziale Beteiligung im Management, staatliche Rolle und Überwachung und finanzielle Tragfähigkeit. Die Untersuchung befasst sich mit drei Phasen: strukturelle Reform (1981-2008), erneute Reform (2008-2015) und Vorschläge des Präsidialauschusses (2015).
Die Versuche in Zentral- und Osteuropa, die umlagefinanzierten Systeme durch private kapitalgedeckte Systeme zu ersetzen, sind nach 2005 allmählich zum Stillstand gekommen. In den letzten Jahren gab es in der Region allerdings zwei verspätete Reformer: die Tschechische Republik und Rumänien. Beide Länder beschlossen, die Renten trotz der sich verdichtenden Faktenlage zu entsprechenden Problemen teilzuprivatisieren. Im Artikel wird beschrieben, dass ein Teil der nationalen politischen Eliten private kapitalgedeckte Renten zwar nach wie vor befürwortet, die Schwierigkeiten früherer Reformer und die nachlassende Unterstützung durch internationale Finanzinstitutionen aber zu kleineren kapitalgedeckten Rentensäulen geführt haben. Solche zaghaften Privatisierungsschübe könnten in Zukunft beliebter werden, da sich umfangreiche Reformen als politisch nicht tragfähig erwiesen haben.
Der Artikel geht der Frage nach, wie die Legitimität (Anerkennung oder Nichtanerkennung) der „Ethnizität" und „Invalidität" von Beschäftigten die öffentliche Politik in Skandinavien zur Förderung der Arbeitsmarkteinbindung junger Erwachsener beeinflusst. Der Artikel untersucht, wie eine nachweisliche Nichtanerkennung und mangelnde Unterkünfte zu wesentlichen Faktoren für einen schwierigen Übergang von der Schule zur Arbeit werden können und wie die soziale Kontrolle (oder Selbstkontrolle) ein guter Weg sein kann, um den möglichen Ausschlussfaktoren im Übergang von der Schule zur Arbeit in den beiden Gruppen vorzubeugen, entgegenzuwirken und sie zu korrigieren. Die Autoren zeigen, dass im Umsetzungsstadium des politischen Prozesses mehr Aufmerksamkeit nötig ist, wenn man in der Lage sein will festzustellen, ob scheinbar neue oder innovative regulative Politiken und Maßnahmen tatsächlich zu gleichen Chancen führen.