Die seit 1948 veröffentlichte International Social Security Review ist die bedeutendste internationale Vierteljahreszeitschrift der Welt auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit.
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Sozialschutz für Flüchtlinge und Migranten: Untersuchung des Leistungszugangs und arbeitsmarktbezogene Maßnahmen
Autoren:
Karin Seyfert
Héctor Alonso
Nummer:
Volume 76 (2023), Issue 4 (Special issue)
In diesem Artikel werden aktuelle Praktiken der Bereitstellung eines Sozialschutzes für Flüchtlinge und Migranten erörtert, wobei es vor allem um Zielländer mit niedrigen und mittleren Einkommen geht. Untersucht werden formelle Sozialschutzanbieter, darunter auch staatliche Institutionen, Entwicklungsorganisationen und humanitäre Organisationen. In den letzten Jahren hat die Finanzierung durch Geldgeber von verschiedenen Seiten zugenommen, insbesondere im Kontext der COVID-19-Pandemie, was auch in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen die Einrichtung nationaler Hilfsprogramme ermöglicht hat, zu denen Flüchtlinge und in geringerem Maße auch Arbeitsmigranten Zugang haben. Internationale Organisationen spielen eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung humanitärer Geldhilfen für Flüchtlinge. Grund dafür ist der internationale Schutzstatus von Flüchtlingen in der Genfer Flüchtlingskonvention von 1951 und den entsprechenden Protokollen. Der Zugang zu einer Sozialversicherung ist jedoch nach wie vor an eine formelle Beschäftigung gebunden. Sozialversicherungsansprüche für Migranten sind oft eingeschränkt, und Flüchtlinge sind in Ländern mit geringen und mittleren Einkommen meist von formeller Beschäftigung ausgeschlossen. In Bezug auf Arbeitsmarktmaßnahmen fallen Flüchtlinge und Migranten meist nicht unter die nationalen Programme, da für die Aufenthaltsbewilligung von Migranten oft eine Beschäftigung vorausgesetzt wird. Für Flüchtlinge sind internationale Organisationen deshalb äußerst wichtig, da sie Lebensunterhaltsprogramme betreiben, die Erwerbsmöglichkeiten, wirtschaftliche Inklusion und finanzielle Unabhängigkeit bieten. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist allerdings nach wie vor nicht erwiesen, da es an gesicherten Nachweisen fehlt, die Maßnahmen oft von kurzer Dauer sind und die Zielgruppen beschränkt.
Themen:
Deckungsausweitung
Schwer zu deckende Gruppen
Stichworte:
Sozialschutz
Deckung
Arbeitsmarkt
Sozialhilfe
Sozialversicherung
Vertriebene
Flüchtling
Migrant
Regionen:
International
Ausweitung der Deckung auf Arbeitsmigranten zum Erreichen eines universellen Sozialschutzes
Autoren:
Samia Kazi-Aoul
Clara van Panhuys
Mariano Brener
Raul Ruggia-Frick
Nummer:
Volume 76 (2023), Issue 4 (Special issue)
Migration ist ein komplexes Phänomen, das weitreichende Folgen für den Zugang von Arbeitsmigranten zu sozialer Sicherheit hat, aber auch für die Systeme der sozialen Sicherheit sowohl in Herkunfts- als auch in Zielländern. Während die Zahl der Migranten weltweit wächst, stehen die politischen Entscheidungsträger bei der Anpassung der Sozialschutzprogramme vor zahlreichen Herausforderungen, wenn sie den Bedarf einer zunehmend heterogenen Bevölkerung decken wollen. Dieser Artikel beleuchtet die Beziehungen zwischen Migration und Sozialschutz und befasst sich mit wichtigen Themen und Trends der letzten Jahre. Untersucht werden die Auswirkungen der Migration auf die Systeme der sozialen Sicherheit sowohl in den Herkunfts- als auch in den Aufnahmeländern sowie Berichte darüber, wie Migrationsmuster diese Systeme vor Herausforderungen stellen, aber auch Chancen bergen. Der Artikel liefert einen Überblick über Sozialschutzmaßnahmen und Lücken in ausgewählten Ländern und zeigt, dass die politischen Entscheidungsträger auch die besonderen Bedürfnisse und Umstände migrierender Bevölkerungsteile berücksichtigen müssen. Im Text wird überdies deutlich, wie wichtig die internationale Zusammenarbeit für die Bewältigung der sozialschutzbezogenen Herausforderungen und Chancen aufgrund von Migration ist. Betrachtet werden neuere Trends und Innovationen zur Unterstützung der Steuerung von Sozialschutzsystemen, die helfen könnten, einige der rechtlichen und praktischen Herausforderungen zu bewältigen, vor denen Arbeitsmigranten und die Systeme der sozialen Sicherheit stehen. Im Artikel wird darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die komplexen Beziehungen zwischen Migration und Sozialschutz besser zu verstehen, um Strategien und Programme zu entwerfen, die auf die Bedürfnisse aller Mitglieder der Gesellschaft eingehen, unabhängig von ihrem Herkunftsland oder Einwanderungsstatus. Gezeigt wird auch, dass eine Verwaltung hoher Qualität und Good Governance entscheidend dazu beitragen können, Sozialschutzmaßnahmen wirksam umzusetzen. Im Sinne der Ziele für nachhaltige Entwicklung 2030 wird zu fortgesetztem Dialog und zu weiterer Zusammenarbeit zwischen den politischen Entscheidungsträgern und den beteiligten Akteuren aufgerufen, um sicherzustellen, dass die Systeme der sozialen Sicherheit in dieser zunehmend globalisierten Welt gerecht, wirksam, inklusiv und tragfähig sind.
Themen:
Deckungsausweitung
Migration
Stichworte:
Arbeitsmigranten
Deckung
Sozialschutz
Regionen:
International
Niemanden zurücklassen: Plädoyer für einen inklusiven Sozialschutz für vertriebene Kinder
Autoren:
Nupur Kukrety
Daniela Knoppik
Nummer:
Volume 76 (2023), Issue 4 (Special issue)
Das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte des Kindes (UNCRC) beschreibt die Rechte von Kindern, einschließlich des Rechts auf Leistungen der sozialen Sicherheit und des Rechts auf einen Lebensstandard, der der körperlichen, psychischen, geistigen, moralischen und sozialen Entwicklung angemessen ist. Das UNCRC ist das bisher am häufigsten ratifizierte Übereinkommen über Menschenrechte. Millionen von Kindern haben jedoch nach wie vor keinen Zugang zu diesen Rechten und leben in Armut, Prekarität und sozialer Ausgrenzung, und dies oft nur, weil sie Vertriebene sind, im eigenen oder in einem fremden Land. Kinder leiden am meisten unter einer Vertreibung, obwohl sie nichts für die Auslöser können. Dies zeigt, dass ein wichtiger Bevölkerungsteil „zurückgelassen“ wird, was die Fortschritte zum Erreichen der VN-Ziele für nachhaltige Entwicklung gefährdet, die sich auf internationale Anstrengungen zur Beseitigung von Armut stützen und sicherstellen sollen, dass alle Menschen in Frieden und Wohlstand leben. Dieser Artikel wirbt für inklusive Sozialschutzsysteme für vertriebene Kinder, indem er auf die Schwierigkeiten hinweist, die die Kinder überwinden müssen, die potenziellen Vorteile eines Sozialschutzes benennt und den aktuellen Stand in Bezug auf einen inklusiven Sozialschutz für diese gefährdeten Menschen beleuchtet. Anhand neuer Schlussfolgerungen aus UNICEF-Erfahrungen in verschiedenen Flüchtlings- und Binnenvertriebenenkontexten wie Äthiopien, Brasilien, Slowakei und Türkiye werden im Artikel auch Empfehlungen zur Stärkung inklusiver Sozialschutzsysteme ausgesprochen, die besonders auf den humanitären und entwicklungsbezogenen Bedarf vertriebener Kinder zugeschnitten sind.
Themen:
Kinder
Deckungsausweitung
Schwer zu deckende Gruppen
Stichworte:
Sozialschutz
Kinder
Vertriebene
Deckungslücken
VN‐Übereinkommen
Regionen:
International
Ausweitung des Sozialschutzes auf Arbeitsmigranten in der Region des Kooperationsrats der Arabischen Staaten des Golfes (GCC): Eine Analyse begünstigender und hemmender Faktoren
Autoren:
Christina Lowe
Jessica Hagen-Zanker
Caterina Mazzilli
Lea Bou Khater
Luca Pellerano
Abigail Hunt
Nummer:
Volume 76 (2023), Issue 4 (Special issue)
Dieser Artikel untersucht Faktoren, die sich auf die Ausweitung des Sozialschutzes auf Arbeitsmigranten in der Region des Golf-Kooperationsrats auswirken. Zwar gibt es Anzeichen für neue Reformimpulse, aber Reformen zur Schließung von Lücken in der gesetzlichen Sozialschutzdeckung wurden in der Vergangenheit gerade durch die Gestaltung des Migrationssystems erschwert. Dazu gehörte, dass man von einem kurzen Migrationszeitraum ausging und zu stark auf arbeitgeberfinanzierte Leistungen und auf die Volkswirtschaft in der Region vertraute, was einen segmentierten Arbeitsmarkt mit unterschiedlichen Sozialschutzansprüchen für einheimische und migrantische Arbeitskräfte sowie begrenzte Kanäle für die Vertretung von Arbeitsmigranten zur Folge hatte. Zwar wurden einige neue Maßnahmen eingeführt, aber Arbeitskämpfe und Rechtsstreitigkeiten sind oft unzureichend, wenn es darum geht, die Beschäftigten und ihre Familien vor nicht bezahlten Leistungen zu schützen. In der Praxis steht der Zugang von Arbeitsmigranten zu sozialer Sicherheit oft vor bürokratischen, finanziellen, sprachlichen, dokumentationsbezogenen und geografischen Hindernissen. Zum Abschluss dieses Artikels werden wichtige Empfehlungen für die Politik aufgezählt, einschließlich folgender Maßnahmen: Entwicklung umfassender gesetzlicher Bestimmungen gemäß internationalen Normen und Grundsätzen sowie Engagement für den Grundsatz, niemanden zurückzulassen, und für einen Sozialschutz für alle gemäß den Zielen für nachhaltige Entwicklung 2030 der Vereinten Nationen; Beseitigung praktischer Hindernisse, Machtgefälle und mangelnder Aufklärung sowie Lücken bei Überwachung und Durchsetzung; Stärkung des Dialogs und der Zusammenarbeit aller Akteure, einschließlich des GCC und der Herkunftslandregierungen, der Arbeitgeber, der Arbeitnehmer und der allgemeinen Interessenvertreter für die Rechte von Arbeitsmigranten.
Themen:
Deckungsausweitung
Migration
Arbeitnehmerschutz
Stichworte:
Arbeitsmigranten
Deckung
Sozialschutz
Golfstaaten
Golf-Kooperationsrat
Regionen:
Arabische Länder
Die Ausweitung des sozialen Gesundheitsschutzes auf Flüchtlinge
Autoren:
Aviva Ron
Dorit Nitzan
Nummer:
Volume 76 (2023), Issue 4 (Special issue)
Die Zielbevölkerung, um die es in diesem Artikel über die Ausweitung der Deckung der sozialen Sicherheit geht, sind Flüchtlinge gemäß der Definition des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen. Der hier vorgestellte Ansatz zu ihrer Deckung beruht auf den Pfeilern öffentliches Gesundheitswesen und Sozialschutz, die zusammen das Grundprinzip und die rechtliche Grundlage für eine mögliche Deckung darstellen. Die hier beschriebenen Sozialschutzleistungen sind umfassende Gesundheitsleistungen, deren Inanspruchnahme nicht an Vorbedingungen wie vorgängige Beiträge oder Aufenthaltszeiten geknüpft ist. Flüchtlinge sind gefährdete Bevölkerungsteile, da sie aus Konfliktgebieten stammen, verfolgt oder persönlich bedroht werden. Oft trauern sie, weil sie Angehörige und Freunde, Eigentum und Lebensgrundlage sowie ihre soziale und kulturelle Unterstützung verloren haben. Einige von ihnen haben vor ihrer Rettung und Evakuierung dauerhafte Verletzungen erlitten und benötigen eine zusätzliche Versorgung. Manche haben chronische Erkrankungen und benötigen Arzneimittel, zu denen sie keinen Zugang mehr haben. Andere sind mit übertragbaren Krankheiten wie Tuberkulose infiziert, und viele Kinder haben geplante obligatorische Impfungen verpasst. Flüchtlinge sind auch anfällig für neue und wiederkehrende Infektionen, wie etwa während der COVID-19-Pandemie. Der Fokus dieses Artikels liegt zwar auf der Gesundheitsversorgung, aber es werden auch soziale Determinanten der menschlichen Gesundheit diskutiert, einschließlich des Bildungszugangs, der Beschäftigung unter menschenwürdigen Bedingungen und eines sicheren Umfelds. Beschrieben werden die Deckung durch nationale Behörden und Institutionen, Gesetzesänderungen zur Schaffung eines Anspruchs für Personen ohne ständigen Wohnsitz und Beispiele aus einzelnen Ländern. Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Deckung mit Unterstützung und Steuerung durch internationale und lokale Organisationen und Vereinigungen möglich ist, wenn die bestehenden Institutionen der sozialen Sicherheit erkennen, dass eine Ausweitung der Deckung auf neue Mitglieder Vorteile bringt. Dieser Artikel schließt sich dem Grundsatz und Plädoyer „niemanden zurücklassen“ aus den Zielen für nachhaltige Entwicklung 2030 der Vereinten Nationen an.
Themen:
Gesundheit
Deckungsausweitung
Schwer zu deckende Gruppen
Stichworte:
Sozialschutz
Gesundheit
Flüchtling
Deckung
Regionen:
International
Niemanden zurücklassen: Warum der Sozialschutz auch Vertriebene einschließen muss
Autoren:
Mattia Polvanesi
Nummer:
Volume 76 (2023), Issue 4 (Special issue)
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat den Auftrag, Leben zu retten und für Millionen zwangsvertriebener und staatenloser Menschen eine bessere Zukunft aufzubauen. Dieser Beitrag umreißt die Aufgaben des UNHCR in Bezug auf Vertriebene und beschreibt, vor welchen humanitären und entwicklungsbezogenen Herausforderungen die internationale Gemeinschaft dabei steht. In dieser wichtigen Frage wird das Ziel der Sozialschutzausweitung, niemanden zurückzulassen, das in den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen sowie in der Globalen Partnerschaft für einen universellen Sozialschutz (USP) verankert ist, als elementar erachtet.
Themen:
Deckungsausweitung
Schwer zu deckende Gruppen
Sozialer Basisschutz
Stichworte:
Vertriebene
Flüchtling
Sozialschutz
Deckungslücken
VN‐Übereinkommen
Regionen:
International
Einführung: Niemanden zurücklassen: Deckung der sozialen Sicherheit für Vertriebene und Arbeitsmigranten
Autoren:
Roddy McKinnon
Nummer:
Volume 76 (2023), Issue 4 (Special issue)
Die Sondernummer 2023 der International Social Security Review liefert einen Beitrag zur wichtigen Debatte über die internationale Ambition, niemanden zurückzulassen, die in den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen verankert ist, und sie tut dies mit Blick auf die Ausweitung der Deckung der sozialen Sicherheit. Genauer geht es in dieser Sondernummer um die Rechte der sozialen Sicherheit ausgewählter Bevölkerungsgruppen, die im Fokus des aktuellen Arbeitsprogramms der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit stehen, und zwar von Vertriebenen, zu denen zu einem großen Teil auch Kinder gehören, und von internationalen Arbeitsmigranten. Diese Wahl hat auch damit zu tun, dass Wissen gesammelt, analysiert, angereichert und verbreitet werden soll, um einen stärkeren Konsens für die Verwirklichung einer wirksamen Deckung der sozialen Sicherheit für alle zu erreichen.
Themen:
Deckungsausweitung
Sozialer Basisschutz
Stichworte:
Vertriebene
Flüchtling
Kinder
Arbeitsmigranten
Sozialschutz
Deckung
Deckungslücken
VN‐Übereinkommen
Arbeitsnormen
Regionen:
International
Verbesserung des Schutzes von Arbeitsmigranten mit Erwerbsbiografien in der Europäischen Union und in Iberoamerika: Verstärkte Koordinierung der internationalen Instrumente der sozialen Sicherheit
Autoren:
Daniela Zavando Cerda
Laura Gómez Urquijo
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 3
Fast alle Länder sind von Migration betroffen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, die Rechte der sozialen Sicherheit für alle Migranten und ihre Familien zu garantieren. Im Mittelpunkt dieses Artikels stehen die Rechte von Beschäftigten, die zwischen den Ländern der Europäischen Union (EU) und der iberoamerikanischen Gemeinschaft migrieren. In der EU werden die Systeme der sozialen Sicherheit zunehmend durch die Verordnung Nr. 883/2004 und die zugehörige Durchführungsverordnung Nr. 987/2009 koordiniert. Innerhalb der iberoamerikanischen Gemeinschaft wird die Koordinierung im Rahmen des iberoamerikanischen Übereinkommens für soziale Sicherheit angestrebt. Trotz der Annäherung dieser beiden internationalen Instrumente mangelt es nach wie vor an einer Koordinierung zwischen ihnen. In diesem Artikel wird eine vergleichende Analyse vorgenommen, um die Mechanismen aufzuzeigen, die erforderlich sind, um die Koordinierung zu gewährleisten und die Rechte von Arbeitsmigranten auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit zu wahren. Wir konzentrieren uns auf die Zusammenarbeit und Koordinierung zwischen den regionalen und nationalen Systemen und untersuchen insbesondere die Notwendigkeit und die Ziele einer Annäherung zwischen diesen beiden wichtigen internationalen Koordinierungsinstrumenten, um eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Europa und Iberoamerika zu gewährleisten. Schließlich wird die Bedeutung der Förderung einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit im Bereich der Maßnahmen und der Verwaltung der sozialen Sicherheit hervorgehoben, um den angemessenen Schutz der Rechte sowie die Freizügigkeit der Arbeitsmigranten zu gewährleisten.
Themen:
Deckungsausweitung
Migration
Bilaterales Abkommen
Stichworte:
Wanderarbeitnehmer
Verwaltung der sozialen Sicherheit
IAO‐Übereinkommen
Gesetzgebung der sozialen Sicherheit
Europäische Union
Lateinamerika
Regionen:
Europa
Amerika
Die erwarteten Auswirkungen der brasilianischen Rentenreform 2019 auf die Hinterbliebenenrenten
Autoren:
Rodrigo Souza Silva
Luís Eduardo Afonso
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 3
In dieser Studie werden die zu erwartenden Veränderungen bei den Hinterbliebenenrenten analysiert, die sich aus den dauerhaften Regelungen der Rentenreform 2019 in Brasilien ergeben. Für repräsentative Arbeitnehmerprofile werden versicherungsmathematische Annuitäten verwendet. Die Streuung der Ersatzquotenwerte nimmt ab, außer in der höchsten Einkommensstufe. Die zur Finanzierung der Hinterbliebenenrenten erforderlichen Quoten sinken vergleichsweise stärker als die Quoten für die Altersrenten. Die internen Renditen nehmen deutlich ab. Es kommt zu einer heterogenen Veränderung der Verteilungsaspekte des Rentensystems. Die Reform hat Auswirkungen auf die Angemessenheit und die Generationengerechtigkeit der Alters- und Hinterbliebenenrenten.
Themen:
Hinterbliebene(r)
Versicherungsmathematisches
Stichworte:
Reform der sozialen Sicherheit
Rentensystem
Hinterbliebenenleistungen
Hinterbliebenenrisiko
Ruhestand
Länder:
Brasilien
Digitale Konten der sozialen Sicherheit für Plattformbeschäftigte: Der Fall des estnischen Unternehmerkontos
Autoren:
Johanna Vallistu
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 3
Technologische Fortschritte bieten neue Möglichkeiten für die Einrichtung digitaler Konten der sozialen Sicherheit. Inwieweit diese Konen sich jedoch dazu eignen, die Probleme von Plattformbeschäftigten im Hinblick auf Zugänglichkeit und Anspruchsberechtigung zu lösen, ist in der Literatur noch nicht umfassend untersucht worden. Das Potenzial digitaler Konten der sozialen Sicherheit beruht auf ihrer Fähigkeit, die möglichen unterschiedlichen Einkommensströme atypischer Beschäftigter zu berücksichtigen und den effektiven Zugang zur sozialen Sicherheit für diese Beschäftigten zu verbessern. Steuerbehörden und Ämter für soziale Sicherheit können nun in Echtzeit Informationen über das Einkommen von Plattformbeschäftigten austauschen, was eine Formalisierung der zuvor informellen gelegentlichen Beschäftigungsverhältnisse von Selbstständigen verspricht. In diesem Artikel wird der Fall des estnischen Unternehmerkontos als digitale Hybridlösung zur Verbesserung des effektiven Zugangs von Plattformbeschäftigten zur sozialen Sicherheit untersucht. Digitale, mobile Konten schaffen die Voraussetzungen für die strukturelle Verbesserung, die erforderlich ist, um angemessen auf die sich verändernden Bedürfnisse atypischer Beschäftigter im Bereich der sozialen Sicherheit reagieren zu können. Dies setzt jedoch auch voraus, dass die Strategie sorgfältig durchdacht ist, um zu vermeiden, dass digitale mobile Konten nur als digitaler Vermittler für veraltete Lösungen dienen.
Themen:
Deckungsausweitung
Digitalwirtschaft
Stichworte:
Planung der sozialen Sicherheit
Deckung
Deckungslücken
Selbstständiger
atypische Beschäftigung
platform workers
Arbeitsmarkt
Länder:
Estland
Finanzialisierung der Renten und kollektive Risikoverteilung in Kanada und Finnland
Autoren:
Jyri Liukko
Aaron Doyle
Turo-Kimmo Lehtonen
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 3
Dieser Artikel leistet einen Beitrag zur Debatte um die Finanzialisierung der Renten und die Art und Weise, wie die Länder ihre Rentensysteme anpassen, um auf die demografische Alterung zu reagieren. Zu diesem Zweck untersuchen wir die gesetzlichen Rentensysteme Kanadas und Finnlands, die auf interessante Weise von den derzeitigen internationalen Trends abweichen. Die öffentlichen Rentensysteme Kanadas und Finnlands spiegeln zwei Tendenzen wider, die häufig mit der Finanzialisierung der Renten in Verbindung gebracht werden: eine zunehmende Abhängigkeit von den Finanzmärkten und eine Anlagepolitik mit einer diversifizierten Vermögensverteilung. Anders als in vielen anderen Ländern hat dies jedoch nicht zu erhöhten individuellen Risiken bei der Einkommenssicherung im Alter geführt, die durch eine Verlagerung von der leistungsorientierten zur beitragsorientierten Altersvorsorge verursacht wurden – ein ansonsten international üblicher Trend.
Themen:
Altersrenten
Anlage von Vermögenswerten
Finanzierung
Stichworte:
Rentensystem
System der sozialen Sicherheit
Finanzierung der sozialen Sicherheit
Sozialversicherung
Privatisierung
Investitionspolitik
Länder:
Kanada
Finnland
Die Grenzen parametrischer Reformen bei der Erhaltung des algerischen Rentensystems vor dem Hintergrund der Bevölkerungsalterung
Autoren:
Farid Flici
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 3
Die fortschreitende Bevölkerungsalterung in Algerien bedroht die finanzielle Tragfähigkeit des umlagefinanzierten Rentensystems des Landes. Es bedarf einer Reform, wobei die Optionen von einfachen parametrischen Reformen bis hin zu bedeutenden systemischen Veränderungen reichen. Bevor systemische Reformen in Angriff genommen werden, lohnt es sich, zu untersuchen, ob parametrische Reformen die finanzielle Tragfähigkeit des Systems sichern können. Für diesen Artikel haben wir eine Multi-Szenario-Analyse angewandt, bei der die möglichen Reformmaßnahmen mit möglichen sozioökonomischen Szenarien in Beziehung gesetzt werden. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Annahme der günstigsten Szenarien die finanzielle Bilanz des algerischen Systems kurz- und langfristig negativ bleiben wird. Die Durchführung umfangreicher parametrischer Reformen kann nur dazu beitragen, das Defizit zu verringern und es langfristig zu stabilisieren. Anschließend müssen systemische Reformen durchgeführt werden.
Themen:
Altersrenten
Versicherungsmathematisches
Finanzierung
Stichworte:
Rentensystem
Ruhestand
Umlageverfahren
versicherungsmathematisch
Finanzierungsmethode
demografischer Aspekt
Länder:
Algerien
Die Rolle von Hilfsvereinen auf Gegenseitigkeit und von Versicherungen auf Gemeindeebene in sozialen Gesundheitsschutzsystemen: Internationale Erfahrungen mit der Übertragung von Funktionen an diese Systeme
Autoren:
Marietou Niang
Emilie Gélinas
Oumar Mallé Samb
Lou Tessier
Mathilde Mailfert
Aurore Iradukunda
Olivier Louis dit Guérin
Valéry Ridde
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 2
Die Architektur von sozialen Krankenversicherungssystemen variiert je nach Land, wie auch ihre Akteure und die beteiligten Institutionen. In einigen Ländern spielen Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit und Krankenversicherungen auf Gemeindeebene eine wichtige Rolle. Diese wurden in den 1990er-Jahren vielfach zur Ausweitung der Deckung der sozialen Sicherheit eingesetzt, insbesondere in Afrika südlich der Sahara. Nach der Verabschiedung der Ziele für nachhaltige Entwicklung 2030 und aufgrund des gestärkten politischen Willens, eine universelle Deckung zu erreichen, wird die Rolle von Hilfsvereinen auf Gegenseitigkeit und von Krankenversicherungen auf Gemeindeebene heute jedoch oft in Frage gestellt. Dennoch findet sich nur beschränkt Literatur zum Stellenwert dieser Institutionen innerhalb der nationalen Systeme der sozialen Sicherheit. Für diese Übersichtsstudie wurden 49 Dokumente aus weltweit 18 Ländern untersucht, die sich mit der Übertragung der Funktionen in nationalen sozialen Gesundheitsschutzsystemen auf Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit und auf Krankenversicherungen auf Gemeindeebene befassen. Die Ergebnisse zeigen, wie sich die Dynamik der Funktionsübertragung von Sozialschutzsystemen im Laufe der Zeit entwickelt hat und wie die Umsetzungsprozesse gestaltet sind. Sie können als Grundlage für Überlegungen zu politischen Prozessen dienen.
Themen:
Krankenversicherung
Hilfsvereine auf Gegenseitigkeit
Stichworte:
Hilfsverein auf Gegenseitigkeit
Sozialschutz
Gesundheit
Systeme der sozialen Sicherheit
Krankenversicherung
Regionen:
International
Erwerbsbiografien und Nichterfüllung der Rentenbeitragsvoraussetzungen: Ein Vergleich zwischen Mexiko und Uruguay
Autoren:
Ignacio Apella
Gonzalo Zunino
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 2
Dieser Artikel untersucht in einem Vergleich zwischen Mexiko und Uruguay die Erwerbsbiografien von Beschäftigten und ihre Schwierigkeiten, die Mindestbeitragsdauer für einen Anspruch auf die beitragsabhängige Altersrente zu erreichen. Anhand von Verwaltungsdaten zu Erwerbsbiografien wurde ein Modell erstellt, mit dem abgeschätzt werden kann, wie wahrscheinlich es ist, einen bestimmten Beitragsstatus zu erreichen oder ihn zu verlieren. Das Modell wurde anschließend einer Monte-Carlo-Simulation unterzogen, um mögliche Beitragsverläufe abzuschätzen. Die Ergebnisse zeigen, dass das Risiko negativ korreliert ist mit zunehmender Zeit, die eine Person in einem bestimmten Status verbringt, und dass daher sowohl in Mexiko als auch in Uruguay eine bedeutende Gruppe von Arbeitnehmern Schwierigkeiten haben wird, einen Anspruch auf eine beitragsabhängige Altersrente zu erwerben. Die sehr unterschiedlichen Deckungsergebnisse der beiden Länder könnten darauf zurückzuführen sein, dass die Herausforderungen aufgrund geringer Beitragsdichte in den zwei nationalen Systemen unterschiedlich angegangen werden.
Themen:
Altersrenten
Deckungsausweitung
Stichworte:
Rentensystem
Altersruhegeld
Beiträge
Anspruchsvoraussetzungen
Deckung
Länder:
Mexiko
Uruguay
Haushalts-Notfalleinkommen in Argentinien: Eine Chance für die Emanzipation von Frauen
Autoren:
Vanesa D’Elia
Julio Gaiada
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 2
Dieser Artikel liefert empirische Erkenntnisse zum 2020 in Argentinien eingeführten Haushalts-Notfalleinkommen (Ingreso Familiar de Emergencia, IFE). Untersucht wurden die Auswirkungen des Haushalt-Notfalleinkommens auf die wirtschaftliche Versorgerrolle von Frauen und auf die Rollenverteilung im Haushalt als Indiz für die Emanzipation von Frauen. Die Studie bezieht sich auf verschiedene Haushaltsuntersuchungen und vergleicht Frauen mit und Frauen ohne Anspruch auf die Transferleistung. Zur Berechnung der Auswirkungen wurde der Differenz-von-Differenzen-Ansatz (DvD-Ansatz) verwendet. Nach der Einführung des Haushalt-Notfalleinkommens stiegen der Anteil der Frauen am Einkommen der Lebenspartner und das Einkommen der Haushalte insgesamt um rund 8 Prozent beziehungsweise 11 Prozent, während die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen sich allein um den Haushalt kümmern, um 4 Prozent zurückging.
Themen:
Familienleistungen
Geschlechtsbedingte Ungleichheiten
Stichworte:
Geldleistungen
Ermächtigung der Frauen
Frauen
COVID-19
Länder:
Argentinien
Die mögliche Wirkung eines Systems der sozialen Sicherheit in den besetzten palästinensischen Gebieten: Eine Berechnung mit einem angewandten allgemeinen Gleichgewichtsmodell
Autoren:
Tareq Sadeq
Mohanad Ismael
Ali Jabarin
Lulit Mitik
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 2
Dieser Artikel untersucht, welche mögliche Wirkung die Inkraftsetzung des vorübergehend außer Kraft gesetzten Gesetzes der sozialen Sicherheit (Nr. 19 von 2016) für die besetzten palästinensischen Gebiete (Westjordanland und Gazastreifen) hätte. Anhand eines angewandten allgemeinen Gleichgewichtsmodells (CGE-Modell) mit zentralen makroökonomischen Variablen wie BIP, Privatverbrauch, Staatsausgaben, Investitionen und Beschäftigung wurden für den Zeitraum 2020–2030 verschiedene Szenarien für die Umsetzung des Systems der sozialen Sicherheit simuliert. Die wirtschaftlichen Folgen der Einführung eines Systems der sozialen Sicherheit für Arbeitnehmer im Privatsektor wurden gemäß dem Gesetz von 2016 berechnet, und die Simulationsergebnisse wurden bei allen Szenarien mit dem Basisszenario verglichen. Für jedes Szenario wurden verschiedene Optionen hinsichtlich der Dauer der Abfindungszahlungen sowie der Anlagestrategie für die Beiträge der sozialen Sicherheit berücksichtigt. Für Angestellte im Gazastreifen wurden in diesem Artikel aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten und der israelischen Abriegelungspolitik jedoch keine Abfindungszahlungen berücksichtigt.
Themen:
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Systeme der sozialen Sicherheit
Investitionspolitik
Abfindungszahlung
Beiträge
Länder:
Staat Palästina
Arbeitsprofil: Überarbeitung und Wartung eines Profiling-Tools für Arbeitslose in den Niederlanden
Autoren:
Martijn A. Wijnhoven
Elise Dusseldorp
Maurice Guiaux
Harriët Havinga
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 2
Für die öffentlichen Arbeitsagenturen vieler Mitgliedsländer der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat der Einsatz von Profiling Tools für Stellensuchende stark an Bedeutung gewonnen. Angesichts dieses Trends wächst die Sorge, dass man sich zu sehr auf derartige Instrumente verlässt. Dies hat zum Teil auch mit der mangelnden Transparenz hinsichtlich der Funktionsweise dieser Instrumente zu tun. Der Artikel liefert eine eingehende Untersuchung des in den Niederlanden vom Ausführungsinstitut der Arbeitnehmerversicherungen (Uitvoeringsinstituut Werknemersverzekeringen, UWV) eingesetzten Arbeitsprofils (Work Profiler), mit dem der Erfolg einer Wiederbeschäftigung abgeschätzt wird und die wichtigsten Faktoren analysiert werden, die eine Rückkehr der Stellensuchenden ins Erwerbsleben verhindern. Sachbearbeiter nutzen die gewonnenen Erkenntnisse, um die Situation der Stellensuchenden besser zu verstehen und zusammen mit ihnen zu entscheiden, wie ihre Rückkehr ins Erwerbsleben am besten unterstützt werden kann. Das UWV beschloss, das Arbeitsprofil weiter zu nutzen und es nach einer groß angelegten Studie mit 53 238 Befragten zu überarbeiten. Das Arbeitsprofil 1.0 wurde zwischen 2007 und 2010 entwickelt und wird seit 2011 regional und seit 2015 landesweit eingesetzt. Dieser Artikel beschreibt, wie das neue Instrument (die im Jahr 2018 eingeführte Version 2.0) arbeitet, und zeigt vor allem auf, welche Wahl getroffen wurde, um ein reibungsloses Funktionieren und eine effiziente Nutzung durch die Sachbearbeiter sicherzustellen. Diese beiden Aspekte werden in der Fachliteratur selten erörtert.
Themen:
Beschäftigung
Arbeitslosigkeit
Berufliche Wiedereingliederung
Informations-und Kommunikationstechnologie
Stichworte:
statistical method
Arbeitssuchender
Arbeitslosenleistungen
unemployed
Länder:
Niederlande
Deckung der sozialen Sicherheit für Kuriere in Mexiko, die über digitale Plattformen beschäftigt sind: Anlass für ein Sondersystem?
Autoren:
Víctor G. Carreon-Rodríguez
Mauricio F. Coronado-García
Miguel A. Guajardo-Mendoza
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 1
Soziodemografische Untersuchungen zu Kurieren in Mexiko, die über digitale Plattformen arbeiten, haben gezeigt, dass über 85 Prozent dieser Arbeitnehmer eine Vollzeitschulbildung auf Sekundarstufe aufweisen und 83 Prozent von ihnen noch jung sind, also zwischen 14 und 44 Jahren alt. Dennoch sind nur 25 Prozent von ihnen kranken- und sozialversichert. Vor diesem Hintergrund wird ein Vorschlag auf der Grundlage internationaler Erfahrungen präsentiert, der für diese Kategorie von Arbeitnehmern ein maßgeschneidertes Paket mit Leistungen der sozialen Sicherheit enthält. Dem Vorschlag zufolge würden die über digitale Plattformen tätigen Kuriere als „digitale Arbeitnehmer“ eingestuft, und für sie würde ein Sondersystem mit freiwilliger Aufnahme und einem spezifischen Leistungsportfolio eingerichtet.
Themen:
Krankenversicherung
Deckungsausweitung
Digitalwirtschaft
Stichworte:
platform workers
Deckungslücken
Gesetzgebung der sozialen Sicherheit
Sozialschutz
Systeme der sozialen Sicherheit
Länder:
Mexiko
Sonderrentensysteme für Arbeitnehmer mit körperlich anstrengenden und gefährlichen Tätigkeiten: Die Funktion dieser Systeme und die Voraussetzungen für eine Gleichbehandlung
Autoren:
Sergio Mittlaender
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 1
In den meisten Rechtssystemen erhalten Arbeitnehmer mit körperlich anstrengenden und gefährlichen Tätigkeiten eine vorteilhafte Behandlung, gewöhnlich in Form einer Frührente im Rahmen eines Sonderrentensystems. Für diese Sonderbehandlung werden verschiedene Gründe angeführt: i) die Entschädigung der Arbeitnehmer für ihre beschwerliche Arbeit, ii) der Schutz der Arbeitnehmer vor einer Gesundheitsgefährdung und iii) die Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichheit in der Kosten- und Leistungsverteilung des Systems der sozialen Sicherheit. Der Artikel behandelt diese Fragen aus sozioökonomischer Sicht und kommt zum Schluss, dass eine Frührente für Arbeitnehmer mit körperlich anstrengender und gefährlicher Tätigkeit notwendig ist, wenn die Gleichbehandlung sichergestellt werden soll. Dies wird dadurch erreicht, dass Menschen in unterschiedlichen Situationen je nach Größe des Unterschieds unterschiedlich behandelt werden. Außerdem wird im Artikel eine Formel vorgestellt, mit der sich genau berechnen lässt, wann ein Arbeitnehmer das Recht haben sollte, in den Ruhestand zu treten. Damit will man sicherstellen, dass Menschen in Arbeitsfeldern, die eine geringere Lebenserwartung zur Folge haben, nicht systematisch geringere Leistungen des Rentensystems erwarten müssen, obwohl sie Beiträge in gleicher Höhe geleistet haben. Anschließend werden die Folgen für die Gestaltung und die Attraktivität von Sonderrentenleistungen diskutiert.
Themen:
Altersrenten
Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz
Stichworte:
Rentensystem
Anspruchsvoraussetzungen
Gleichbehandlung
Arbeitsschutz
Regionen:
International
Bremsen der demografischen „Wanderdüne“ bei der Finanzierung der Pflegeversicherung: Der Fall Deutschlands
Autoren:
Lewe Bahnsen
Florian Maximilian Wimmesberger
Nummer:
Band 76 (2023), Nummer 1
In allen älter werdenden Volkswirtschaften stellt sich je länger je mehr die Frage, wie die Langzeitpflege finanziert und bereitgestellt werden kann. Eine große Herausforderung für die politischen Entscheidungsträger besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen einer angemessenen Pflege und einer tragfähigen Finanzierung zu finden. In diesem Artikel geht es um den sogenannten Nachhaltigkeitsfaktor, der für die deutsche Pflegeversicherung vorgeschlagen wurde. Aufgrund des veränderten Verhältnisses von Leistungsempfängern zu Beitragszahlern soll dabei die demografische Dynamik durch bestimmte Faktoren einkalkuliert werden, um den Druck von der Finanzierung der Langzeitpflege zu nehmen. Wie gezeigt wird, erlaubt die Methode der Generationenbilanzierung, die Finanzen entsprechend der relativen Beteiligung der gegenwärtigen Generation und der künftigen Generationen zu entlasten. Dies könnte eine Möglichkeit für umlagefinanzierte Langzeitpflegeversicherungssysteme weltweit sein, die sich den Auswirkungen der Bevölkerungsalterung gegenübersehen. Der Artikel richtet sich deshalb an politische Entscheidungsträger, die die Aufgabe haben, ein tragfähiges Finanzierungsmodell für die Langzeitpflegeversicherung zu entwerfen. Es wird aufgezeigt, dass der Nachhaltigkeitsfaktor ein Schritt auf dem Weg zu tragfähigen Finanzen und damit Teil eines umfassenderen Reformpakets sein kann.