Die seit 1948 veröffentlichte International Social Security Review ist die bedeutendste internationale Vierteljahreszeitschrift der Welt auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit.
Die Methoden des Beitragseinzugs und der Leistungsauszahlung von Organisationen der sozialen Sicherheit hängen in den meisten Fällen von den kollektiv vereinbarten Vorgehensweisen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ab. Die Ausweitung der Deckung auf schwer zu erreichende Gruppen kann jedoch neue Dienstleistungsmethoden nötig machen, die viele einzelne, aber sichere Transaktionen verwalten können, anstatt wenige Sammeldatentransfers zwischen den Organisationen. Die jüngsten Entwicklungen im elektronischen Zahlungsverkehr haben gezeigt, dass damit auch große Mengen einzelner Transaktionen bewältigt werden können. Der Artikel untersucht deshalb das Potenzial dieser Technologie und sucht nach Möglichkeiten, wie durch den elektronischen Zahlungsverkehr Schwierigkeiten für die Deckung schwer zu erreichender Gruppen überwunden werden können. Die weltweit hohe Mobiltelefondichte spricht für die Nutzung elektronischer Zahlungsmethoden zum Einzug von Beiträgen und zur Auszahlung der Leistungen und Dienstleistungen der sozialen Sicherheit. Anhand eines allgemeinen Modells werden die grundlegenden Anforderungen beschrieben, die für einen Einsatz elektronischer Zahlungsmethoden in Programmen der sozialen Sicherheit nötig sind. Auf der Grundlage empirischer Daten aus aktueller Praxis in der sozialen Sicherheit auf der ganzen Welt werden fünf Konfigurationen für den elektronischen Zahlungsverkehr beschrieben, von der einfachsten bis zur raffiniertesten. Allgemeines Ziel ist es, einen praktischen Beitrag zur Umsetzung der Ziele für nachhaltige Entwicklung 2030 der Vereinten Nationen zu leisten, in denen sich die Staaten zu einem Sozialschutz für alle verpflichtet haben.
Die Angabe der Sozialversicherungsnummer gehört zu den täglichen Handlungen, die das Lebens jedes einzelnen prägen. Trotz ihrer grundlegenden normativen Funktion ist die Sozialversicherungsnummer jedoch ein wenig untersuchtes Element. Zugleich universell und in der Form unterschiedlich, handelt es sich um einen rechtlichen und technischen Standard, der sowohl Überwachungs- und Kontrollmechanismus ist als auch notwendiges Instrument für die Durchsetzung sozialer Rechte. Bei der Analyse dieses grundlegenden Elements von Systemen der sozialen Sicherheit zeigen sich bestimmte technische Schwierigkeiten, die sich durch die zunehmende Bewegungsfreiheit von Menschen und Daten ergeben. Können diese überwunden werden, dann sollte es möglich sein, einen ersten technischen Schritt in Richtung einer universellen und globalen sozialen Sicherheit zu tun.
Bei der Entwicklung von Strategien und Programmen der sozialen Sicherheit ist deren Koordination wichtig, um die Wirksamkeit zu erhöhen und eine Zersplitterung zu vermeiden. Obwohl Vorteile erwartet werden können, stellen sich bei der Koordination der Programme große technische Herausforderungen, welche die Komplexität und die Kosten der Projekte erhöhen und ihren Erfolg beeinträchtigen können. Einige der Hauptschwierigkeiten liegen in der System- und Informationsintegration (Interoperabilität) und in der Fähigkeit, Datensicherheit und Datenschutz zu gewährleisten. Für die Bewältigung dieser Herausforderungen hat die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) Leitlinien über Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ausgearbeitet, welche die integrierte IKT basierte Umsetzung von Sozialprogrammen unterstützen. Dieser Artikel beschreibt bestehende Szenarien, diskutiert die Vorteile und Herausforderungen koordinierter Ansätze und liefert Modelle, mit denen solche Arten von Systemen durch die Anwendung der Leitlinien der IVSS implementiert werden können.
Das Nudge-Konzept aus dem Bereich der Verhaltenswissenschaften, der politischen Theorie und der Verhaltensökonomik hat viele staatliche Initiativen belebt und beträchtliche Vorteile für die Öffentlichkeit gebracht. Durch einen Nudge (Anstoß) kann menschliches Verhalten auf vorhersagbare Weise beeinflusst werden, ohne die Wahlfreiheit der Konsumenten zu beeinträchtigen oder die Anreize bedeutend zu verändern. Ein Nudge kann ein Standardverhalten triggern, indem er bei einer Entscheidung beispielsweise den Weg des geringsten Widerstands aufzeigt. Staatliche Agenturen haben viele erfolgreiche Versuche mit textuellen Nudges durchgeführt, um etwa die Einhaltung der Steuerpflicht, die Registrierung von Wählern und den Abgang von Studenten positiv zu beeinflussen. Dieser Artikel entwickelt das Konzept des digitalen Anstoßes für die Verwaltung der sozialen Sicherheit. Der digitale Anstoß nutzt analytische Prognosetechnologien innerhalb eines digitalen staatlichen Rahmens, um den politischen Ansatz sozialer Investitionen zu fördern. Der Artikel benennt anhand einer Literaturrecherche über Nudges im digitalen Umfeld innovative Beispiele in der Verwaltung der sozialen Sicherheit, bei denen durch Nudges bessere soziale Ergebnisse erzielt werden konnten. Gleichzeitig werden Sorgen betreffend ethische Fragen und Datenschutz beschrieben, wenn Nudges auf individueller statt auf gesamtgesellschaftlicher Ebene eingesetzt werden. Die Nutzung von Daten und persönlichen Informationen für diese Nudges muss so geregelt sein, dass die Persönlichkeitsrechte gewahrt bleiben. Diese Anforderung muss gegen das allgemeinere gesellschaftliche Interesse abgewogen werden, realisierbare Ergebnisse zu erzielen, deren Parameter in einem politischen Prozess festgelegt werden müssen.
Die Systeme der sozialen Sicherheit weltweit sind in unterschiedlichen Zeiten, mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und zur Deckung oft sehr unterschiedlicher Bedürfnisse entstanden. Heute stehen jedoch alle Länder vor derselben Herausforderung: Die Organisationen der sozialen Sicherheit müssen sich anpassen und in Zeiten des unaufhörlichen technologischen und gesellschaftlichen Wandels neue Arten von Dienstleistungen erbringen. Jede Anstalt der sozialen Sicherheit geht diese schwierige Aufgabe auf eigene Art an. Es ist ein großes soziales Experiment, wie die Agenturen proaktive und persönliche Dienstleistungen erbringen können, die den sich ständig wandelnden Bedürfnissen ihrer Bürger entsprechen. Die Ergebnisse sind schlicht nicht bekannt. Der Artikel versucht, eine Debatte darüber anzustoßen, was funktioniert und was nicht und wie die Agenturen messen können, wie weit sie sich vom herkömmlich transaktionellen Modell aus weiterentwickelt haben. Die Herausforderungen, vor denen sie stehen, sind immens. Die Bevölkerungen werden immer älter, und die Haushalte der sozialen Sicherheit schrumpfen. Gleichzeitig findet ein schneller digitaler Wandel statt, während die Erwartungen der Kunden immer größer werden. Aber die Chancen sind für alle Länder ähnlich groß. Fortschrittliche Technologien, automatisierte Prozesse und neue Partnerschaften zwischen Behörden versprechen intelligentere und wissensbasiertere Dienstleistungen für alle. Und die Technologien sind nur eine Seite der Medaille. Die Agenturen der sozialen Sicherheit werden im Rahmen der Überarbeitung ihres gesamten Mandats auch neue Mitarbeiter mit neuen Fähigkeiten brauchen, und die vorhandenen Mitarbeiter werden sich anpassen und neue Rollen übernehmen müssen. Dies ist alles nicht einfach. Welches auch immer der ursprüngliche Zweck einer Organisation der sozialen Sicherheit war: Dieser hat sich unwiederbringlich gewandelt. Aber mit der richtigen Kombination aus Talenten und Technologien können die Agenturen einen neuen Ansatz verfolgen, der genügend flexibel ist, um wirtschaftlichen und sozialen Schocks zu widerstehen, und genügend widerstandsfähig, um zukünftige Herausforderungen zu meistern.
Der Artikel geht der Frage nach, wie die Legitimität (Anerkennung oder Nichtanerkennung) der „Ethnizität" und „Invalidität" von Beschäftigten die öffentliche Politik in Skandinavien zur Förderung der Arbeitsmarkteinbindung junger Erwachsener beeinflusst. Der Artikel untersucht, wie eine nachweisliche Nichtanerkennung und mangelnde Unterkünfte zu wesentlichen Faktoren für einen schwierigen Übergang von der Schule zur Arbeit werden können und wie die soziale Kontrolle (oder Selbstkontrolle) ein guter Weg sein kann, um den möglichen Ausschlussfaktoren im Übergang von der Schule zur Arbeit in den beiden Gruppen vorzubeugen, entgegenzuwirken und sie zu korrigieren. Die Autoren zeigen, dass im Umsetzungsstadium des politischen Prozesses mehr Aufmerksamkeit nötig ist, wenn man in der Lage sein will festzustellen, ob scheinbar neue oder innovative regulative Politiken und Maßnahmen tatsächlich zu gleichen Chancen führen.
In diesem Artikel werden innovative arbeitgeberorientierte Aktivierungsmaßnahmen beschrieben, welche die Bereitschaft von Arbeitgebern erhöhen sollen, Erwerbslose einzustellen und eventuell auszubilden und zu führen. Diese Maßnahmen können aus einer Verantwortung bei der Aktivierung bestehen, wobei den Arbeitgebern Dienstleistungen angeboten oder Teilnahmeanreize gesetzt werden. Die Arbeitgeber können sich als Kunde oder als Ko-Produzent an der politischen Umsetzung beteiligen. Qualitative empirische Daten aus zwei holländischen Städten zeigen, dass die Arbeitgeber unterschiedliche Motive haben, sich zu beteiligen: Sie wollen entweder neue Arbeitskräfte einstellen, ihre Kosten senken oder sich sozialverantwortlich betätigen. Die gegenwärtige Praxis zeigt hinsichtlich der Arbeitsmarktbeteiligung und der Zufriedenheit der Arbeitgeber unterschiedliche Resultate. Die aktive Beteiligung der Arbeitgeber als Koproduzenten scheint ihre Bereitschaft zu erhöhen, ihre Anforderungen flexibler zu gestalten, und sie scheint zu einer größeren Zufriedenheit mit den Ergebnissen zu führen. Am Schluss des Artikels werden die Konsequenzen dieses Modells für die Steuerung von Aktivierungspolitiken diskutiert.
Elektronische Systeme zur Auszahlung der Leistungen sozialer Geldtransfer‐Programme bieten Vorteile für Programmträger und Leistungsempfänger im Sinne verbesserter Kosteneffizienz und Flexibilität. Die rasche Ausbreitung der Mobiltelefoninfrastruktur und das wachsende Interesse von Banken, ihre Finanzdienstleistungen auszuweiten, dürfte die elektronische Auszahlung von Geldleistungen zu einer immer leichter umzusetzenden Option machen. Mit Blick auf die umfassenden Vorteile eines besseren Zugangs der Geldleistungsempfänger zur Infrastruktur für Finanzdienstleistungen befasst sich der vorliegende Text mit den jüngsten Daten und Erfahrungen zu diesem Thema aus Kenia, Malawi, Namibia und Swasiland. Der Artikel schließt mit einer Beurteilung der wichtigsten Chancen und Herausforderungen beim Ausbau der Systeme zur elektronischen Zahlung von Leistungen.