Die seit 1948 veröffentlichte International Social Security Review ist die bedeutendste internationale Vierteljahreszeitschrift der Welt auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit.
Der Artikel geht der Frage nach, wie die Legitimität (Anerkennung oder Nichtanerkennung) der „Ethnizität" und „Invalidität" von Beschäftigten die öffentliche Politik in Skandinavien zur Förderung der Arbeitsmarkteinbindung junger Erwachsener beeinflusst. Der Artikel untersucht, wie eine nachweisliche Nichtanerkennung und mangelnde Unterkünfte zu wesentlichen Faktoren für einen schwierigen Übergang von der Schule zur Arbeit werden können und wie die soziale Kontrolle (oder Selbstkontrolle) ein guter Weg sein kann, um den möglichen Ausschlussfaktoren im Übergang von der Schule zur Arbeit in den beiden Gruppen vorzubeugen, entgegenzuwirken und sie zu korrigieren. Die Autoren zeigen, dass im Umsetzungsstadium des politischen Prozesses mehr Aufmerksamkeit nötig ist, wenn man in der Lage sein will festzustellen, ob scheinbar neue oder innovative regulative Politiken und Maßnahmen tatsächlich zu gleichen Chancen führen.
Zum Abschluss der Doppelausgabe befasst sich dieser Artikel mit vier Fragen zur Verwirklichung einer – wie die IVSS sie nennt – Dynamischen sozialen Sicherheit (DSS). Anhand der beschriebenen nationalen Fallstudien kann festgestellt werden, dass die Prioritäten für eine Reform der Politik der sozialen Sicherheit je nach Niveau der wirtschaftlichen Entwicklung im Land, je nach Reife des Systems der sozialen Sicherheit und je nach volkswirtschaftlicher Situation unterschiedlich ausfallen. Vor diesem Hintergrund kann gefolgert werden, dass die allgemeinen Reformtrends zwar den Zielen der Dynamischen sozialen Sicherheit entsprechen, es in den einzelnen Ländern aber bedeutende – und oft angemessene – Unterschiede in der Praxis der sozialen Sicherheit gibt.
Diese Doppelausgabe der International Social Security Review geht anhand des Konzepts der Dynamischen sozialen Sicherheit der Frage nach, welchen zentralen Beitrag die nationalen Systeme der sozialen Sicherheit zu den sozialen und wirtschaftlichen Zielen einer Gesellschaft leisten. 2007 verabschiedete die Internationale Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) das strategische Konzept der Dynamischen sozialen Sicherheit als Leitgedanken für ihre Tätigkeiten. Mit diesem Konzept wird versucht, zwei Ergebnisse zu erzielen: eine verbesserte Deckung durch die soziale Sicherheit und eine verbesserte Verwaltung der sozialen Sicherheit. Die Artikel dieser Ausgabe befassen sich hauptsächlich mit Fragen der Deckung durch die soziale Sicherheit. Anhand von Länderbeispielen geht es in dieser Ausgabe allgemein um eine Bestandsaufnahme des strategischen Konzepts und seiner „Dimensionen", mit denen eine tragfähige Entwicklung von Systemen der sozialen Sicherheit erreicht werden kann.
Das Konzept der Dynamischen sozialen Sicherheit wurde von der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit (IVSS) entwickelt, um die aktuellen und aufkommenden Herausforderungen in Politik und Verwaltungspraxis der sozialen Sicherheit zu benennen und zu analysieren und die Entscheidungsträger bei der Entwicklung wirksamer und tragfähiger Maßnahmen zu unterstützen. Das übergeordnete Ziel des Konzepts besteht darin, die Deckung der sozialen Sicherheit durch wirksame Systeme der sozialen Sicherheit auf die ganze Bevölkerung auszuweiten, damit gesellschaftlich integrative und wirtschaftlich produktive Gesellschaften entstehen. Wie bei einer Analyse der Arbeitsschwerpunkte der IVSS festgestellt wurde, hat sich die Wahrnehmung des Konzepts über die Zeit gewandelt. Vor einiger Zeit stand für die Vereinigung die Analyse der Sozialpolitik im Vordergrund, vor allem im Hinblick auf eine größere Deckungsausweitung. In jüngerer Zeit lag der Schwerpunkt jedoch auf den praktischen Aspekten der Entwicklung leistungsfähiger Verwaltungen der sozialen Sicherheit, einem der Hauptelemente des Auftrags der IVSS. Bei der Ermittlung der großen Herausforderungen (Megatrends), mit denen die Programme und Verwaltungen der sozialen Sicherheit in Zukunft zu kämpfen haben, und der Entwicklung geeigneter Gegenmaßnahmen darf die IVSS nicht vergessen, dass die Dynamische soziale Sicherheit sowohl eine wichtige analytische als auch eine sehr praktische Rolle spielen kann.
In diesem Artikel beurteilen wir die Wirksamkeit von Rentenbereitstellung und Krankenversicherung für die Krankheitsprävention bei älteren Menschen in Entwicklungsländern. Wir behaupten, dass in den Sozialschutzagenden bis vor kurzem der Prävention von Gesundheitsrisiken zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet und stattdessen das Schwergewicht auf die Verringerung der Einkommensarmut durch Geldtransfers gelegt worden ist. Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, dass wenige zuverlässige Beweise vorliegen, aus denen sich ableiten ließe, dass die Bereitstellung von Rentenleistungen für ältere Menschen deren Gesundheitszustand verbessert, und dass dieses Ergebnis daher von den Entscheidungsträgern nicht als gesichert vorausgesetzt werden sollte. Wir befassen uns anschließend damit, wie die Einbeziehung älterer Menschen in Krankenversicherungssysteme deren Gesundheit beeinflusst und gehen konkret auf die Ergebnisse bei Bluthochdruck ein. Unter Bezugnahme auf die erst seit kurzem verfügbaren Daten von der Weltgesundheitsorganisation für Ghana, Mexiko und Südafrika wird gezeigt, dass sich ältere Menschen, die über eine Krankenversicherung verfügen, Gesundheitsproblemen wie Bluthochdruck mit geringfügig grösserer Wahrscheinlichkeit bewusst sind, und dass sie diese höchstwahrscheinlich unter Kontrolle haben. Dessen ungeachtet wird die überwiegende Mehrheit älterer Menschen mit Bluthochdruck — ob versichert oder nicht versichert — nicht wirksam behandelt. Es zeigt sich, dass die hauptsächlichen Hindernisse zur Behandlung vorallem mit dem Bewusstsein und Leistungsangebot zu tun haben und weniger mit den Finanzen. Folglich hängt die Fähigkeit von Renten‐ oder Krankenversicherungen, zu besseren Gesundheitsergebnissen älterer Menschen in solchen Ländern wie auch in ländlichen Gebieten beizutragen, stark von der Gesundheitserziehung, von medizinischen Untersuchungen und einem geeigneten Leistungsangebot ab. Diese Interventionen sollten als ein integraler Bestandteil von Standard‐Sozialschutzstrategien betrachtet werden und nicht in Ergänzung zu diesen. In der Praxis werden jedoch Sozialschutz und Gesundheitsförderung weiterhin als fast vollständig separate Bereiche behandelt, und müssen daher als substanzielle institutionelle Hindernisse zur Entwicklung kombinierter Interventionen angesehen werden.
Themen:
Gesundheit
Altersrenten
Stichworte:
Altersrisiko
Krankheitsrisiko und Gesundheitsförderung
Gesundheitszustand
Präventivmedizin
Beziehungen zwischen verschiedenen Sozialversicherungszweigen
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der demografischen Krise in der Russischen Föderation und ihren Auswirkungen auf die Kapazitäten der russischen Regierung (bzw. der russischen Bevölkerung und deren Eigenanstrengungen in dieser Beziehung), ausreichende Mittel für eine angemessene wirtschaftliche Absicherung im Alter bereitzustellen. Obwohl die Gesamtstruktur der russischen Bevölkerung heute und in den kommenden Jahrzehnten jener anderer relativ weit entwickelter Gesellschaften entspricht, sind die Probleme der Versorgung einer alternden Bevölkerung in Russland erheblich schärfer, als dies in den Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) typischerweise der Fall ist. Ein Faktor, der diese Probleme erheblich vergrößert, ist der Umstand, dass Russen im erwerbsfähigen Alter heute einen deutlich schlechteren Gesundheitszustand und höhere Mortalitätsraten aufweisen als die Einwohner von Ländern mit einem ähnlichen — und sogar solchen mit einem erheblich niedrigeren — Einkommensniveau. Obwohl unsere Ausführungen sich auf die Renten konzentrieren, werden die gleichen Faktoren, die eine angemessene Rentenversorgung erschweren, auch andere Zweige des Sozialschutzes beeinträchtigen. Eine erfolgreiche Politik im Bereich der sozialen Sicherheit in Russland hängt daher nicht allein von den Sozialsystemen ab: Sie erfordert eine Senkung der Mortalitätsraten bei Menschen im arbeitsfähigen Alter, eine Revitalisierung des höheren Erziehungssystems sowie grundlegende Reformen der Institutionen des Landes und der Wirtschaftspolitik.
Eine wachsende Zahl von Ländern entwickelt oder reformiert die Renten‐ und Gesundheitspolitik angesichts der Alterung der Bevölkerung, um die Wohlfahrt der Bürger zu fördern. Das unterschiedliche Vorgehen in den verschiedenen Ländern führte zu einer Reihe von natürlichen Experimenten. Dies ist eine ungewöhnliche Gelegenheit, die Auswirkungen dieser verschiedenen Maßnahmen auf Gesundheit und Renten, das Verhalten von Individuen und Familien und die Wohlfahrt zu untersuchen. Diese Gelegenheit wahrzunehmen, ist nur mit einer harmonisierten Datensammlung möglich. Eine wachsende Zahl von Ländern hat sich bereit erklärt, harmonisierte Daten im Rahmen einer Studie über Gesundheit und Renten in den Vereinigten Staaten zur Verfügung zu stellen. Der vorliegende Beitrag analysiert dieses Datenmaterial, einschließlich der zentralen Parameter, die Rente und Gesundheitszustand, Forschungsansätze, Stichproben und Rücklaufquoten bestimmen. Er erörtert auch die Möglichkeiten, die diese Daten für länderübergreifende Studien bieten, sowie deren Bedeutung für Evaluierung und Entwicklung politischer Ansätze.