Die seit 1948 veröffentlichte International Social Security Review ist die bedeutendste internationale Vierteljahreszeitschrift der Welt auf dem Gebiet der sozialen Sicherheit.
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Das RSA (Revenu de solidarité active) und Anreize zur Arbeitsaufnahme in Frankreich
Autoren:
Denis Anne
Yannick L'Horty
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 3
Dieser Artikel untersucht anhand eines Katalogs lokaler und/oder nicht gesetzlich geregelter Sozialleistungen (Droits connexes) in 13 französischen Gemeinden zunächst die finanziellen Vorteile einer Rückkehr in das Erwerbsleben für Empfänger gesetzlich geregelter, bedarfsorientierter staatlicher Sozialleistungen (Revenu minimum d'insertion — RMI und Allocation parent isolé — API) vor 2009, gegliedert nach Haushaltstypen. Die Reformen der nationalen, gesetzlich geregelten Sozialleistungen während der 2000er‐Jahre, insbesondere der Beschäftigungsprämie (Prime pour l'emploi — PPE), konnten nicht sicherstellen, dass sich eine Arbeitsaufnahme für die Empfänger bedarfsorientierter Sozialleistungen in jedem Fall finanziell lohnte. In den meisten Städten war es für die meisten Haushalte ein finanzieller Verlust, eine mit dem Mindestlohn vergütete Teilzeitstelle anzunehmen, und selbst eine Vollzeitstelle lohnte sich finanziell nicht immer. Die Wirkung der Reformen wurde durch andere Maßnahmen wie die von vielen Regionalräten beschlossene Ermäßigung für den öffentlichen Nahverkehr, die Ausweitung von Sozialtarifen für Telefon und Elektrizität und die Befreiung von den Fernsehgebühren abgeschwächt. Daran anschließend präsentiert der Artikel Simulationen der Auswirkungen des Revenu de solidarité active (RSA), das im Jahr 2009 anstelle des RMI eingeführt wurde. Hierbei werden auch die Auswirkungen steigender nationaler, gesetzlich geregelter Sozialleistungen auf lokale und/oder nicht gesetzlich geregelte Sozialleistungen berücksichtigt. Es ist festzustellen, dass das RSA bei den meisten Haushaltstypen und Gemeinden die finanziellen Negativanreize einer Arbeitsaufnahme aufhebt. Der Artikel zeigt, dass der von der Regierung beschlossene Grenzsteuersatz von 38 Prozent sehr nah an der möglichen Obergrenze für einen lohnenden Wiedereinstieg in das Erwerbsleben liegt.
Themen:
Beschäftigung
Berufliche Wiedereingliederung
Stichworte:
Arbeitslosigkeit
Bedürftigkeitsprüfung
Erwerbsbeteiligung
Anreiz
Länder:
Frankreich
Erwerbsunfähigkeitsrisiken: Der Fall Argentinien
Autoren:
Matías Belliard
Carlos Grushka
Marcelo De Biase
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 3
Der vorliegende Artikel analysiert das Erwerbsunfähigkeitsrisiko für Arbeitnehmer, die Beiträge zum Argentinischen Integrierten System der sozialen Sicherheit (Sistema Integrado Previsional Argentino — SIPA) entrichten. Die verwendeten Verwaltungsunterlagen für 2000 bis 2006 ergaben, dass in diesem Zeitraum 1,46 von 1 000 Arbeitnehmern pro Jahr erwerbsunfähig wurden. Die Raten für das Erwerbsunfähigkeitsrisiko waren für Männer höher als für Frauen und nahmen für beide Geschlechter mit dem Alter zu. Die Werte für das Erwerbsunfähigkeitsrisiko wurden unter Berücksichtigung der Auswirkungen von Alter und Geschlecht auch nach Pathologie und System der sozialen Sicherheit aufgeschlüsselt.
Themen:
Behinderung
Stichworte:
Invaliditätsrisiko
Risiko von Arbeitsunfällen und Berufskrankheiten
Invalidenleistungen
Bemessung der Invalidität
Länder:
Argentinien
Die Umverteilungswirkung von Sozialtransferprogrammen und Steuern: Verschiedene Länder im Vergleich
Autoren:
Chen Wang
Koen Caminada
Kees Goudswaard
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 3
Ziel dieses Artikels ist eine genaue Analyse der Umverteilungswirkung von sozialen Transferprogrammen und Steuern in 28 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung durch eine Berechnung mit Daten, die aus der Datenbank der Mikrodaten der Luxembourg Income Study stammen. Wir kommen zum Ergebnis, dass in Sozialstaaten die Ungleichheit um durchschnittlich 35 Prozent reduziert wird. Sozialleistungen haben dabei eine viel größere Umverteilungswirkung als Steuern. Bei den Sozialprogrammen tragen die öffentlichen Renten am stärksten zur Verringerung der Einkommensungleichheit bei, wenn auch mit beträchtlichen Unterschieden von Land zu Land. Sozialhilfe, Invaliden‐ und Familienleistungen tragen in geringerem Ausmaß ebenfalls dazu bei, dass die Einkommensunterschiede kleiner werden.
Themen:
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Einkommensumverteilung
Leistung
Besteuerung
Sozialstaat
Die Beschränkung der zweiten Rentensäule in Ungarn und Polen: Ein abschreckendes Beispiel
Autoren:
Elaine Fultz
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 3
1997 waren Ungarn und Polen die ersten Länder in Mitteleuropa, die ihre nationalen Rentensysteme teilweise privatisierten, indem sie einen Teil der Beiträge zur staatlichen Rente auf privat verwaltete individuelle Anlagekonten leiteten. Nach der globalen Wirtschaftskrise beschränkten indes beide Regierungen die Systeme der zweiten Säule: Ungarn (im Dezember 2010) durch die Einstellung der Finanzierung dieser Konten und die Überführung der Guthaben der meisten Arbeitnehmer in den Staatshaushalt, Polen (im April 2011) durch die Verringerung der zur zweiten Säule umgeleiteten Beiträge. Die Faktoren, die Anlass zu dieser Beschränkung waren, werden bis auf die ursprüngliche Ausgestaltung der jeweiligen zweiten Säule im Jahr 1997 zurückverfolgt, bei der in beiden Fällen versäumt wurde, wichtige Fragen zur Finanzierung der Konten, zum Umfang der privaten Leistungen und zu den Gebühren für die private Anlageverwaltung zu regeln. Obwohl beide Regierungen versuchten, die fehlenden Gestaltungsregelungen während des Betriebs der zweiten Säule nachzuholen, waren die Ergebnisse beschränkt. Die globale Wirtschaftskrise verschärfte die Situation, weil sie die Anlagerenditen verringerte und die Fremdkapitalkosten erhöhte. In den Schlussfolgerungen wird auf einige offene Probleme eingegangen, deren Lösung für die langfristigen Auswirkungen der Beschränkung der zweiten Säule von Bedeutung sein wird.
Themen:
Altersrenten
Stichworte:
Rentensystem
Privatisierung
Reform der sozialen Sicherheit
Regionen:
Europa
Länder:
Ungarn
Polen
Die Wirksamkeit des garantierten Mindesteinkommens in Luxemburg
Autoren:
Fofo Amétépé
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 1
Dieser Artikel analysiert die Wirksamkeit des garantierten Mindesteinkommens (Revenu Minimum Garanti, RMG) in Luxemburg, ausgehend von den Daten aus dem Jahr 2007. Zur Ermittlung der Wirksamkeit dieser Hilfsleistung zählen wir zunächst die anspruchsberechtigten Haushalte im Jahr 2007 einmal nach den Kriterien von 2007 und einmal nach den Kriterien von 1986 . Es zeigt sich, dass nach den Kriterien von 2007 5,5 Prozent der Haushalte bezugsberechtigt sind, während es nach den Kriterien von 1986 nur 3,75 Prozent gewesen wären. Dies belegt, dass durch die Ausweitung der Berechtigungskriterien mehr von Armut betroffene Haushalte erreicht werden. Anschließend analysiert der Artikel die Wirksamkeit unter einem anderen Aspekt, nämlich demjenigen der Nichtinanspruchnahme im Jahr 2007. Zwei Drittel der bezugsberechtigten Haushalte haben das RMG nicht in Anspruch genommen. Regressionsanalysen der möglichen Faktoren der Nichtinanspruchnahme haben die häufig in der Literatur angeführten Hypothesen bestätigt: So spielen einerseits der finanzielle Aspekt, also der nutzbare Nettowert der Unterstützung, und andererseits die Stigmatisierung, die mit der Inanspruchnahme einhergeht, eine wesentliche Rolle bei der Nichtinanspruchnahme des RMG.
Themen:
Sozialhilfe
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Sozialhilfe
Mindesteinkommen
Anspruchsvoraussetzungen
Inanspruchnahme
Länder:
Luxemburg
Eine entwaffnend einfache Idee? Praktische Engpässe bei der Umsetzung eines universellen Grundeinkommens
Autoren:
Jurgen De Wispelaere
Lindsay Stirton
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 2
Dieser Artikel untersucht die Umsetzung eines universellen Grundeinkommens, das ist ein für dieses bisher vernachlässigter Forschungsbereich. Wir beschreiben und erläutern drei wichtige praktische Engpässe, die verhindern könnten, dass das System des Grundeinkommens die von den Befürwortern gewünschte und behauptete universelle Deckung erreicht: i) die Führung eines bevölkerungsweiten Verzeichnisses oder „Katasters“ mit allen Anspruchsberechtigten, das eine volle Inanspruchnahme gewährleisten soll; ii) die Einführung robuster Auszahlungsmodalitäten, mit denen alle anspruchsberechtigten Leistungsempfänger erreicht werden und iii) die Schaffung eines wirksamen Aufsichtsmechanismus in einem politischen Kontext, der sich einer Kundenüberwachung aktiv widersetzt. Wir machen geltend, dass die Umsetzung eines universellen Grundeinkommens vor einzigartigen Herausforderungen steht, die von den Befürwortern genau bedacht werden müssen.
Themen:
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Mindesteinkommen
allgemeines Sozialleistungssystem
Leistungsverwaltung
Inanspruchnahme
Regionen:
International
Implizite Schulden von Rentenplänen des öffentlichen Sektors: Ein internationaler Vergleich
Autoren:
Eduard Ponds
Clara Severinson
Juan Yermo
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 2
Die meisten Länder haben für die Angestellten des öffentlichen Sektors separate Rentenpläne. Die zukünftige Belastung des Staatshaushalts durch diese Rentenpläne kann beträchtlich sein, da der Staat gewöhnlich der größte Arbeitgeber ist, die Rentenversprechen im öffentlichen Sektor tendenziell relativ großzügig sind und zukünftige Zahlungen direkt aus Staatseinnahmen (Umlageverfahren) oder durch tendenziell unterfinanzierte kapitalgedeckte Rentenfondspläne bestritten werden müssen. Bei der Bewertung und Veröffentlichung dieser Rentenversprechen fehlt es in einigen Ländern an Transparenz, sodass möglicherweise enorme Haushaltsverpflichtungen an zukünftige Arbeitnehmergenerationen weitergegeben werden. Um die Haushaltsbelastungen durch die Rentenpläne des öffentlichen Sektors in den verschiedenen Ländern fair vergleichen zu können, empfiehlt dieser Artikel zwecks besserer Transparenz der öffentlichen Finanzen und zur Erleichterung der politischen Entscheidungsfindung, die ungedeckten Rentenverbindlichkeiten nach einem Standardansatz zu erfassen und zu veröffentlichen. Von einer Auswahl von Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wird eine Schätzung der ungedeckten Verbindlichkeiten per Ende 2008 als beizulegende Zeitwerte (fair values) vorgelegt. Diese Haushaltsbelastung kann auch als beizulegender Zeitwert der impliziten Rentenschulden interpretiert werden.
Themen:
Altersrenten
Versicherungsmathematisches
Stichworte:
Rentensystem
öffentlicher Sektor
Umlageverfahren
Rentenfonds
Rentensystem mit garantierten Leistungen
Rentensystem mit festgelegten Beiträgen
Finanzierungsmethode
versicherungsmathematische Bewertung
Governance
Unterschiedliche Entwicklung der gesetzlichen Krankenversicherung in Japan und in der Republik Korea: Mehrkassensystem gegenüber Einheitskasse
Autoren:
Hyoung‐Sun Jeong
Ryu Niki
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 2
Japan und die Republik Korea verwirklichten die allgemeine Krankenversicherung für ihre Bevölkerung 1961 beziehungsweise 1989. Derzeit betreibt Japan weiterhin ein soziales Krankenversicherungssystem mit einer Vielzahl von Kassen, während die Republik Korea zu einer integrierten Einheitskasse für die nationale Krankenversicherung übergegangen ist. Dieser Artikel analysiert den Einfluss der politischen Ökonomie auf die Entwicklung der grundsatzpolitischen Unterschiede zwischen diesen beiden Krankenversicherungssystemen nach dem Bismarck'schen Modell. Zu den Themen, auf die eingegangen wird, zählen etwa Unterschiede der politischen Macht, der politische Einfluss der Wirtschaft, die Frage, inwieweit sich eine regionale Autonomie entwickelt hat und regionale Besonderheiten beibehalten wurden, der Grad der politischen Demokratisierung, die Form der politischen Führung und das Ausmaß der Entwicklung des Krankenversicherungssystems. Aus den Erfahrungen beider Länder werden grundsatzpolitische Erkenntnisse abgeleitet.
Themen:
Gesundheit
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Krankenversicherung
politischer Aspekt
Finanzierungsmethode
Geltungsbereich
Länder:
Japan
Korea, Republik
Ausweitung der Deckung im argentinischen Rentensystem: Verteilung des Zugangs und Perspektiven für eine universelle Deckung
Autoren:
Camila Arza
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 2
Eine der großen Herausforderungen der Sozialpolitik Lateinamerikas lautet, wie angesichts des umfangreichen informellen Sektors soziale Sicherheit für die ganze Bevölkerung gewährleistet werden kann. In Argentinien, Vorreiter in der Region bei der Entwicklung von Rentensystemen, verfügte 2005 mehr als ein Drittel der Personen im Rentenalter über keine Rentenleistungen. Nach der Einführung eines Programms mit gelockerten Beitragsbedingungen konnte die Deckung beträchtlich ausgeweitet werden, und auch zahlreiche Senioren, die sich außerhalb des Systems befanden, beziehen nun Rentenleistungen. Dieser Artikel untersucht die Auswirkungen des Programms auf den Umfang und die Verteilung der Deckung, zeigt Veränderungen der soziodemografischen Faktoren auf, die für die Teilnahme am Rentensystem bzw. für den Ausschluss davon entscheidend sind, und diskutiert Hindernisse, die eine universelle Deckung mittel‐ und langfristig nach wie vor erschweren.
Themen:
Altersrenten
Deckungsausweitung
Stichworte:
Rentensystem
Deckungslücken
Geltungsbereich
Länder:
Argentinien
Individuelle Altersrenteninformationen für Beitragszahler: Empfehlungen für Spanien auf der Grundlage internationaler Erfahrungen
Autoren:
Marta Regúlez‐Castillo
Carlos Vidal‐Meliá
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 2
In diesem Artikel möchten wir in groben Zügen Richtlinien skizzieren für die Gestaltung eines Informationsbriefs an Personen, die Beiträge an das spanische staatliche Rentensystem entrichten, falls je ein solches Instrument zum Einsatz kommen sollte. Anhand internationaler Erfahrungen und veröffentlichter Forschungsarbeiten in diesem Bereich untersuchen wir das Konzept der „individuellen Renteninformation“ und ermitteln dessen wichtigste Merkmale. Anschließend beschreiben wir zwei Modelle für die individuelle Renteninformation (aus den Vereinigten Staaten und Schweden) im Detail und richten unsere Aufmerksamkeit insbesondere darauf, wie sie strukturiert sind, welche Aspekte verbessert werden könnten und wo sie Schwächen aufweisen. Zum Schluss formulieren wir Empfehlungen für die Gestaltung eines Modells für Spanien.
Themen:
Altersrenten
Governance und Verwaltung
Stichworte:
Verwaltung der sozialen Sicherheit
kundenorientierter Ansatz
Berechnung
Geldleistungen
Governance
Regionen:
International
Länder:
Spanien
Alte Theorien in neuer Umgebung auf die Probe stellen: Der Zeitpunkt für erste Gesetze der sozialen Sicherheit in Afrika
Autoren:
Olli E. Kangas
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 1
Der vorliegende Artikel untersucht den Zeitpunkt der Einführung von vier wichtigen Komponenten der sozialen Sicherheit — Arbeitsunfallversicherung, Krankengeld, Renten und Familienbeihilfen — in 43 afrikanischen Ländern. Er geht des Weiteren auf die Frage ein, ob die Gesetzgebungsstruktur, die vorherrschende Religion oder die koloniale Vergangenheit des jeweiligen Landes von Bedeutung sind, wenn wir das Jahr der Unabhängigkeit, den Wohlstand, den Grad der Demokratie, die Regierungsstabilität, die Industrialisierung sowie Größe und ethnische Homogenität der Bevölkerung auf ihren jeweiligen Einfluss hin überprüfen. Auf der Grundlage des Regressionsmodells von Cox kann geschlossen werden, dass industrialisierte, homogene und recht bevölkerungsreiche Länder, die unter französischer Herrschaft gestanden haben, bei der Gesetzgebung zur sozialen Sicherheit in Afrika im Allgemeinen Vorreiter sind.
Themen:
Gesundheit
Familienleistungen
Altersrenten
Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Geschichte
soziologischer Aspekt
politischer Aspekt
System der sozialen Sicherheit
Regionen:
Afrika
Teilweise an Bedingungen gebundene Bargeldtransfers in Form von Familienzulagen für Kinder und Heranwachsende aus dem informellen Sektor in Argentinien
Autoren:
Fabio Bertranou
Roxana Maurizio
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 1
2009 führte Argentinien ein neues Bargeldtransferprogramm für Kinder und Heranwachsende unter 18 Jahren (universelle Kinderzulage) ein, womit die Deckung durch das beitragspflichtige Familienzulagensystem auch auf Familien ausgeweitet wurde, deren Eltern arbeitslos oder in der informellen Wirtschaft tätig sind. Der vorliegende Artikel beschreibt dieses innovative Programm und vergleicht es mit ähnlichen Programmen in Lateinamerika. Zudem werden Auswirkungen auf die Deckung und mögliche Folgen für das Wohlergehen der Bevölkerung beleuchtet. Wie die Ergebnisse zeigen, verkleinert die Ausweitung des Zugangs zu solchen Leistungen die Deckungslücke für die Armen und Bedürftigen beträchtlich und hat zur Konsolidierung der verschiedenen, schlecht koordinierten Transferprogramme beigetragen.
Themen:
Familienleistungen
Stichworte:
Familienbeihilfe
System der sozialen Sicherheit
Deckungslücken
informelle Wirtschaft
Armut
Länder:
Argentinien
Reformen der Finanzierung der Krankenversicherungssysteme in den Niederlanden, in Deutschland und in Frankreich: Auswirkungen auf die Abdeckung und Umverteilung
Autoren:
Pascale Turquet
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 1
Seit mehreren Jahren bemühen sich die Krankenversicherungssysteme in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden, ihre Ausgaben zu drosseln und ihre Einnahmequellen, ursprünglich vor allem Sozialabgaben, zu diversifizieren. Diese Diversifizierung kann in einer erweiterten Finanzierung aus öffentlicher Hand bestehen oder auch, indem stärker auf private Ressourcen oder Anbieter zurückgegriffen wird. In Deutschland und den Niederlanden gehen die Reformen mit der Entwicklung einer Konkurrenzsituation zwischen den Versicherern einher. In Frankreich sind private Zusatzversicherungen unverzichtbar geworden, um eine ausreichende medizinische Versorgung zu gewährleisten. Diese unterschiedlichen Maßnahmen haben außerdem Konsequenzen auf die Umverteilung, gegen die mit sozialen Hilfsmaßnahmen kaum anzukommen ist.
Themen:
Gesundheit
Sozialpolitik und -programme
Stichworte:
Finanzierungsmethode
Angebot von Gesundheitsleistungen
Geltungsbereich
Organisation und Methoden
Länder:
Frankreich
Deutschland
Niederlande
Das Abschneiden beitragsabhängiger und steuerfinanzierter Rentenprogramme der sozialen Sicherheit in Zentralamerika und die Auswirkungen der globalen Krise
Autoren:
Carmelo Mesa‐Lago
Nummer:
Band 65 (2012), Nummer 1
In den letzten 30 Jahren war Lateinamerika Vorreiter bei strukturellen Rentenreformen. Dieser Artikel betrachtet eine repräsentative regionale Auswahl von sieben Staaten Zentralamerikas mit unterschiedlichen Entwicklungsniveaus (Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras, Nicaragua und Panama) und untersucht beitragsabhängige und steuerfinanzierte Renten sowie jüngste Rentenreformen. Er vergleicht das Abschneiden der Systeme nach fünf Prinzipien der sozialen Sicherheit: Einheitlichkeit; universeller Deckung; Angemessenheit der Leistungen; gleicher Behandlung, Solidarität und Geschlechterneutralität sowie finanzieller Tragfähigkeit. Auch die Auswirkungen der globalen Krise auf die untersuchten Rentensysteme werden analysiert, wobei zwischen öffentlichen und privaten Renten unterschieden wird. Zum Schluss werden Lehren daraus gezogen und Strategien für die Zukunft vorgeschlagen.
Themen:
Altersrenten
Stichworte:
Deckungslücken
soziale Gruppe
Finanzierung der sozialen Sicherheit
soziale Solidarität
Vergleich
Länder:
Belize
Costa Rica
El Salvador
Guatemala
Honduras
Nicaragua
Panama
Beitragseinziehung und Beitragspflicht in der sozialen Sicherheit: Verbesserung der Governance zur Ausweitung des Sozialschutzes
Autoren:
Louis D. Enoff
Roddy McKinnon
Nummer:
Band 64 (2011), Nummer 4
Gestützt auf Umfragedaten von Organisationen der sozialen Sicherheit und weiterer Stellen zur Beitragseinziehung will dieser Artikel die Weitergabe von Wissen und guter Praxis in der Beitragserhebung und Durchsetzung der Einhaltung der damit einhergehenden Beitragsbestimmungen fördern. Während die Beitragserhebung und Einhaltung der Bestimmungen eine große Bedeutung für Sozialschutz, Politik und Steuern haben, stellt der vorliegende Artikel diese Ziele in den Rahmen einer verwaltungstechnischen Good Governance. Aus der Datenlage ist ersichtlich, dass meist sieben Kernfaktoren gemeinsam die Grundlage für die erfolgreiche Beitragseinziehung und Durchsetzung der Bestimmungen bilden. Ein solcher Erfolg vermag nicht allein eine Verbesserung der Angemessenheit von Leistungen, der finanziellen Solidität und des öffentlichen Ansehens der Programme zu gewährleisten; des Weiteren können damit auch nationale und internationale Bemühungen zur Ausweitung der Deckung durch die soziale Sicherheit unterstützt werden. Letztendlich bestimmt und begrenzt das nationale politische Umfeld den Erfolg und die Dimension eines solchen Vorhabens, worauf die meisten Organisationen der sozialen Sicherheit wenig oder keinen Einfluss haben.
Themen:
Governance und Verwaltung
Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen
Stichworte:
Beitragseinzug
Einhalten der Verpflichtungen
Governance
Verwaltung der sozialen Sicherheit
Deckungslücken
Regionen:
International
Arbeitgebereinstellungen zu Compliance im Bereich der Sozialversicherung in Schanghai
Autoren:
Chris Nyland
S. Bruce Thomson
Cherrie J. Zhu
Nummer:
Band 64 (2011), Nummer 4
Arbeitgeber zu bewegen, ihre Verpflichtungen im Rahmen der Sozialversicherung zu erfüllen (Compliance), ist in Schwellenländern mit schwacher Regulierung eine besonders schwierige Aufgabe. Unter Verwendung qualitativer Erkenntnisse aus acht in Schanghai in der Volksrepublik China durchgeführten Fallstudien wird in diesem Artikel untersucht, wie Arbeitgeber auf Versuche des Staates reagieren, sie zu erwünschtem Verhalten in Bezug auf die Sozialversicherung zu animieren. Aus den Wahrnehmungen und Reaktionen der Arbeitgeber auf die etablierten politischen Handlungskonzepte und Regulierungsstrukturen ließen sich fünf Problembereiche ableiten: Ausarbeitung einer wirksamen Politik, gleiche Ausgangsbedingungen, Kostenkontrolle, Unternehmensreputation sowie Personalanwerbung und ‐bindung. Ferner lassen die Ergebnisse darauf schließen, dass es drei Unternehmensmerkmale gibt, die das Verhalten beeinflussen könnten: Risikofaktoren, Qualifikationen der Beschäftigten und Besitzverhältnis. Es wurde damit gerechnet, dass sich die Unternehmensgröße auf das Compliance‐Verhalten auswirkt; diesbezüglich ließ sich jedoch kein eindeutiges Muster nachweisen.
Themen:
Governance und Verwaltung
Beitragseinzug und Einhaltung der Bestimmungen
Stichworte:
Governance
Sozialversicherung
Einhalten der Verpflichtungen
Arbeitgeberbeteiligung
Länder:
China
Fragen des Klimawandels in den Praktiken von Investitionsfonds
Autoren:
Ole Beier Sørensen
Stephanie Pfeifer
Nummer:
Band 64 (2011), Nummer 4
Es gibt eine bedeutende Entwicklung in der Art, wie institutionelle Investoren Umwelt‐, Sozial‐ und Governance‐bezogene (kurz USG) Themen in ihre Investitionspraktiken einfließen lassen. Sowohl für öffentliche als auch für private Investoren sind diese Fragen nun Bestandteil etablierter Investitionspraktiken geworden. Dies zeugt von einem größeren Verständnis für tatsächliche Chancen und Risiken, die als Teil der treuhänderischen Verpflichtung betrachtet werden müssen. Einige USG‐Themen erfordern eine Herangehensweise, die weit über die einfachen traditionellen Auswahlverfahren hinausgeht, die von den frühen Nischenfonds verwendet wurden. Das zeigt sich an der detaillierten Diskussion über Investorenpraktiken bezüglich des Klimawandels, die eine Einschätzung der langfristigen Chancen und Risiken erfordern, sowie der diesbezüglich eingesetzten Strategien. Es wird zudem die Auffassung vertreten, dass die Rolle von Politik und Gesetzgebung entscheidend ist bei der wirtschaftlichen Veränderung etwa zugunsten von Investitionen in Bereiche mit niedrigem Kohlendioxidausstoß. Es braucht daher einen strukturierten Dialog zwischen Investoren und politischen Entscheidungsträgern, der dafür sorgt, dass einerseits institutionelles Kapital mobilisiert wird, um das politische Ziel einer Kontrolle des Klimawandels zu errechnen, während es andererseits den Investoren weiterhin möglich bleiben soll, in Einklang mit ihrer treuhänderischen Verantwortung zu handeln.
Themen:
Altersrenten
Governance und Verwaltung
Anlage von Vermögenswerten
Schocks und Extremereignisse
Stichworte:
Investitionspolitik
Umwelt
soziale Verantwortung von Unternehmen
Governance
Rentenfonds
Regionen:
International
Sozialdialog und Governance in der sozialen Sicherheit aus aktueller IAO‐Sicht
Autoren:
Youcef Ghellab
Nancy Varela
John Woodall
Nummer:
Band 64 (2011), Nummer 4
Unter allen Themen aus der Arbeitswelt dürfte es kaum eines geben, das die Grundsätze von Dreigliedrigkeit und Sozialdialog besser verkörpert als die soziale Sicherheit. So stellt sich naturgemäß die Frage, wie effektiv diese zentralen Elemente einer soliden Governance bisher waren und es noch sind, um die wichtigen Fragen anzugehen, die sich den Systemen der sozialen Sicherheit in vielen Ländern zurzeit stellen. Die Reform der sozialen Sicherheit, insbesondere im Rentenbereich, stand in vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten zuoberst auf der politischen Tagesordnung und widerspiegelt die Auswirkungen von Faktoren wie Globalisierung und demografischer Alterung. Aufgrund der weltweiten Finanz‐ und Wirtschaftskrise kam es seit kurzem zu neuerlichen Belastungen. Das Internationale Arbeitsamt (IAA) versuchte diese Fragen zu analysieren und zu verstehen, indem die IAA‐Abteilungen für Sozialdialog und soziale Sicherheit gemeinsam vor und nach der Wirtschaftskrise Studien durchführten. Die Ergebnisse sind unterschiedlich ausgefallen. In einer Reihe von Ländern, die eine lange Tradition eines effektiven Sozialdialogs kennen, bestätigte sich dessen Wert. In einigen Ländern indes handelten die Regierungen leider im Alleingang, häufig unter dem Druck schwerer wirtschaftlicher Belastungen und eindringlicher Forderungen der Internationalen Finanzinstitutionen (IFI) und bisweilen mit wenig Rücksicht auf ihre verfassungsmäßigen Verpflichtungen. Die Autoren schliessen daraus, dass eine erneute Fokussierung des politischen Willens und Engagements in angemessenem Umfang auf den trilateralen Sozialdialog nötig und möglich ist, um die oft komplexen und heiklen politischen Fragen im Bereich der sozialen Sicherheit anzugehen.
Themen:
Governance und Verwaltung
Stichworte:
Governance
Reform der sozialen Sicherheit
IAO
Staat
Arbeitgeberbeteiligung
Gewerkschaft
Regionen:
International
Verwaltungsführung und soziale Sicherheit: Auf der Grundlage der IVSS‐Good‐Governance‐Richtlinien für Institutionen der sozialen Sicherheit voranschreiten
Autoren:
Alberto R. Musalem
Maribel D. Ortiz
Nummer:
Band 64 (2011), Nummer 4
Um auf den großen und wachsenden Bedarf an sozialer Sicherheit ihrer Bürger zu reagieren, bemühen sich Regierungen in vielen Ländern um eine Neudefinition von politischen Handlungskonzepten und Strategien. Weil neue Konzepte und Strategien nur so gut sein können, wie sie auch umgesetzt werden, ist gute Verwaltungsführung in Institutionen der sozialen Sicherheit unentbehrlich, um die gewünschten Ergebnisse zu erreichen. Der Artikel konzentriert sich auf gute Verwaltungsführung auf zwei Autoritätsebenen: i) bei Institutionen der sozialen Sicherheit und ii) bei der nationalen Regierung. Auf der Ebene der Institutionen der sozialen Sicherheit erörtern wir einen stilisierten Rahmen für Verwaltungsführung, der eine Übersicht darüber bietet, worauf es bei der Durchführung eines Programms der sozialen Sicherheit ankommt. Die Erörterung wird dann auf die nationale Ebene verlagert, um sich auf die Verwaltungsführung eines Systems der sozialen Sicherheit konzentrieren zu können. Im Hinblick auf die Verwaltungsführung unterstreicht dieser Artikel die vorrangige Rolle von Regierungen bei der Herbeiführung eines nationalen Konsenses über die Gesamtziele des Systems der sozialen Sicherheit eines Landes. Er plädiert für die Bestimmung einer nationalen Stelle mit der Zuständigkeit für die soziale Sicherheit, welche die kohärente Durchführung und Entwicklung der verschiedenen Programme sicherstellt, die das System der sozialen Sicherheit des Landes ausmachen. Eine bessere Abstimmung der Politik in Bezug auf die soziale Sicherheit mit der Beschäftigungs‐ und Arbeitsmarktpolitik ist wichtig, um positive Synergien und gemeinsame Wirksamkeit bei der Bereitstellung des Zugangs zu Arbeitsmöglichkeiten in den formellen Sektoren der Volkswirtschaft zu gewährleisten, was wiederum eine Voraussetzung für die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung sowie dafür ist, den Armen besseren Zugang zu umfassenderen Formen des Schutzes durch die soziale Sicherheit zu ermöglichen. Gute Verwaltungsführung wird den nachhaltigen und dauerhaften Beitrag der sozialen Sicherheit zu Wirtschaftswachstum und Entwicklung auf nationaler Ebene besser sicherstellen.
Themen:
Governance und Verwaltung
Stichworte:
Governance
Verwaltung der sozialen Sicherheit
IVSS
IAO
Weltbank
Die private Pflichtrentensäule in Ungarn: Ein Nachruf
Autoren:
András Simonovits
Nummer:
Band 64 (2011), Nummer 3
1998 spaltete die links der Mitte stehende Regierung Ungarns von dem ursprünglichen staatlichen Einsäulenrentensystem ein privates Pflichtrentensystem als zweite Säule ab. Die Teilnahme an dem Zweisäulensystem war für bereits Erwerbstätige optional, für neu in den Arbeitsmarkt eintretende Personen jedoch obligatorisch. Etwa 50 Prozent der Arbeitnehmenden traten der zweiten Säule freiwillig bei, und weitere 25 Prozent waren dazu zwischen 1999 und 2010 gesetzlich verpflichtet. Die zweite Säule hat die finanzielle Stabilität des Systems der sozialen Sicherheit nicht verbessert. Zudem hat die internationale Finanz‐ und Wirtschaftskrise ein Schlaglicht auf die Übergangskosten geworfen, die selbst bei einem nur partiellen Übergang zu einem kapitalgedeckten System anfallen. 2010 „verstaatlichte“ die konservative Regierung de facto die zweite Säule und wird einen Teil des akkumulierten Rentenkapitals dazu verwenden, die übermäßige Staatsverschuldung Ungarns sowie das jährliche Haushaltsdefizit zu verringern und Senkungen der Einkommensteuer auszugleichen.